2. Auch die Neuen!

Miyamoto:

Hier sehen Sie? Hier steht „ojama“ (Hindernis) in einer Abbildung des Bildschirms in den ersten Spezifikationen.

Iwata:

Ja, damals gab es keine „Gegner“, sondern „Hindernisse“. Ich erinnere mich noch, dass wir diesen Begriff benutzten, als wir die Arcade-Version von Donkey Kong 6 auf das Famicom übertrugen. Ursprünglich waren das „Dinge, die im Weg stehen“. 6 Donkey Kong: Ein Arcade-Spiel, das 1981 erschien. Die Version für das Family Computer System (Famicom) wurde 1983 in Japan herausgebracht.

Miyamoto:

Wir nannten sie „ojamamushi“ (Ärgernisse). Aber nachdem wir einmal etwas für Mitarbeiter im Ausland dolmetschen ließen, fragte jemand, was für eine Art von Insekt (mushi) ein „ojamamushi“ sei. Das war eine ernst gemeinte Frage, und ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf antworten sollte.

Iwata:

(lacht)

Miyamoto:

Das wurde dann als „Hindernis“ übersetzt.

Iwata:

Bzw. als „shogaibutsu“ auf Japanisch. Da Mr. Nakago diesen ganzen Kram freundlicherweise aufgehoben hat, können wir sogar 25 Jahre später noch viel lernen. (lacht)

Nakago:

Wir haben doch eben über das Fliegen gesprochen. Hier sind die Spezifikationen von damals.

Iwata Asks
Iwata:

Hmm, das ist aber keine Rakete, sondern eine Wolke, auf der er da reitet. Wann wurde das denn erstellt? Da ist kein Datumsstempel drauf.

Nakago:

Das war später, nach den ersten Spezifikationen.

Miyamoto:

Das sieht aus, als hätte Mr. Tezuka das gezeichnet.

Tezuka:

Stimmt. Kein Datum drauf – also ist es vermutlich von mir.

Iwata:

Ah, das zeigt doch gleich wieder Ihre Persönlichkeit. (lacht)

Tezuka:

(lacht)

Miyamoto:

Mr. Tezuka war damals neu, aber er nahm kein Blatt vor den Mund. Er sagte Dinge wie: „Ich will auf einer Wolke durch den Himmel fliegen.“ Und ich erwiderte dann: „Na, dann zeichnen Sie das!“

Iwata:

Und das hier ist das Resultat.

Nakago:

Allerdings haben wir das dann doch nicht verwendet.

Iwata:

Mr. Tezuka, Sie kamen im April 1984 zu Nintendo, dem Jahr nach dem Erscheinen des Famicom.

Tezuka:

Genau. Ich kam zur selben Zeit wie Mr. Kondo.

Iwata:

Sie sind also „Zeitgenossen“.

Iwata Asks
Kondo:

Ja.

Iwata:

„Super Mario Bros.“ wurde in Ihrem zweiten Jahr im Unternehmen fertiggestellt; als die ersten Pläne erstellt wurden, waren Sie beide noch Neulinge im ersten Jahr.

Tezuka:

Genau.

Kondo:

Ja.

Miyamoto:

Damals, vor Mr. Tezukas Eintritt ins Unternehmen, gestaltete ich alle Entwürfe selbst; es war also eine enorme Hilfe, einen weiteren Designer zur Hand zu haben. (lacht) Als die beiden kamen, steckte ich mitten in Devil World 7, also spannte ich sie gleich dafür ein. 7 Devil World: Ein Action-Spiel, das im Oktober 1984 in Japan für das Family Computer System (Famicom) erschien.

Iwata:

„Devil World“ war also Mr. Tezukas Debüt?

Miyamoto:

Ich glaube, er war der Regieassistent.

Tezuka:

Ja. Ich hatte eine helfende Funktion.

Iwata:

War „Devil World“ auch Ihr Einstiegsprojekt, Mr. Kondo?

Kondo:

Ja.

Miyamoto:

Danach arbeiteten Mr. Nakago und ich zusammen an Excitebike 8. Ich ließ Mr. Tezuka die von mir gezeichneten Grafiken aufpolieren und wir begannen mit der Arbeit an „Kung-Fu“9, aber Mr. Tezuka … 8 Excitebike: Ein Rennspiel mit seitlicher Ansicht, das im November 1984 in Japan für das Family Computer System (Famicom) erschien. 9 Kung-Fu: Ein Action-Spiel, das im Juni 1985 in Japan für das Family Computer System (Famicom) erschien.

Tezuka:

Ich habe nicht an „Kung-Fu“ gearbeitet.

Kondo:

Ich habe ein bisschen mitgeholfen.

Miyamoto:

Sie haben an den Klangeffekten mitgearbeitet, nicht wahr?

Kondo:

Ja, genau.

Iwata:

War es bei Ihrem Eintritt ins Unternehmen denn eigentlich vorgesehen, dass Sie sich mit Musik befassen sollten?

Kondo:

Doch, ja. Ich wurde zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter eingestellt; wir sollten die ersten „Musikmitarbeiter“ sein.

Iwata:

Sie waren unser erstes Musikteam.

Kondo:

Ja. Aber schon vor uns gab es einige, wie z. B. Hirokazu Tanaka10, die sich neben dem Programmieren auch mit Musik befassten. 10 Hirokazu Tanaka: Hirokazu Tanaka arbeitete als Komponist bei Nintendo und war verantwortlich für die Musik zahlreicher Titel, darunter auch „Balloon Fight“, „Dr. Mario“ und „EarthBound“. Er ist derzeit Chef von Creatures Inc.

Iwata Asks
Iwata:

Früher haben die technischen Mitarbeiter auch die Musik geschrieben. In den Anfangszeiten des Famicom habe ich auch einmal Klangeffekte erstellt, obwohl man sich das heute überhaupt nicht mehr vorstellen kann. (lacht) Entstand nach und nach auf natürliche Weise die Erkenntnis im Unternehmen, dass man Musikspezialisten benötigte? Oder haben Sie darauf gedrängt, Mr. Miyamoto?

Miyamoto:

Ich glaube, auch andere Mitarbeiter pochten darauf, aber um die Zeit, als „Donkey Kong“ entstand, gab es außer Mr. Tanaka niemanden, der komponieren konnte, daher betonte ich oft, dass es Probleme geben würde, wenn wir uns nicht um Musikspezialisten kümmern würden. Und ich sagte auch, dass wir in den kommenden Jahren definitiv nicht nur Musiker, sondern auch Designer brauchen würden.

Iwata:

Damals begannen sich die Spezialisierungen herauszubilden.

Miyamoto:

Genau. Nach „Kung-Fu“ begannen wir mit „Super Mario Bros.“ und ich wies Mr. Kondo den Musikbereich zu.

Iwata:

Sie dachten, Mr. Kondo sei für diese Aufgabe geeignet. Wie kamen Sie zu dieser Auffassung?

Miyamoto:

Er hatte ein Lied für den Bonusbildschirm von „Devil World“ geschrieben, und seine Einstellung hatte mich sehr beeindruckt.

Iwata:

Ein Lied für „Devil World“? (lacht)

Miyamoto:

Ja. Mr. Kondo hat die Melodie komponiert und Mr. Tezuka schrieb den Text. Ich fand das Ergebnis hübsch und die beiden Neuen sehr nett, also beschloss ich, das Lied in das Heft mit der Spielanleitung aufzunehmen.

Iwata:

Weil sie nett waren? (lacht)

Miyamoto:

Es hat einfach Spaß gemacht, junge Leute im Unternehmen begrüßen zu können und mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Iwata Asks
Iwata:

Gibt es die Partitur von „Devil World“ noch?

Kondo:

Den Text haben wir noch irgendwo, aber …

Miyamoto:

Bei der Anzeige des Bonusbildschirms wird ein Lied gespielt, das geht ♪da-dum-da-dum da-dum-da-dum, und der Text lautet übersetzt,

Video: „♪Dieses? Jenes? Welches?“

Hier sehen Sie? Hier steht „ojama“ (Hindernis) in einer Abbildung des Bildschirms in den ersten Spezifikationen.
„♪Dieses? Jenes? Welches?“ .

Alle:

(lachen)

Nakago:

Das habe ich schon mal gehört. (lacht)

Miyamoto:

Text für Videospielmusik zu schreiben und die Noten und Texte in der Spielanleitung abzudrucken, war damals etwas ganz Neues; ich war also Feuer und Flamme.

Iwata:

Das machte sonst niemand, also haben Sie die Neuen mit diesem Argument dazu ermutigt.

Kondo:

Aber leider hat dieser Song es nie in die Anleitung geschafft. (lacht)

Alle:

(lachen)