1. Ein Blick in den Himmel

Iwata:

Heute möchte ich ein paar Fragen zu "Wii Street U Powered by Google" stellen; das ist eine Software, die die Google Street View1-Funktion von Google Maps2 auf der Wii U-Konsole nutzt. Ich habe Mr. Kawai, der im Google3-Hauptquartier in Amerika für das 'Street View'-Produkt verantwortlich ist, um diese Gelegenheit gebeten, ihn bei seinem Besuch in Japan treffen zu können. Vielen Dank, dass Sie sich trotz Ihres engen Terminplans die Zeit dafür genommen haben.1. Google Street View: Diese Funktion von Google Maps ermöglicht es den Benutzern, die Örtlichkeiten so zu sehen, als ob sie selber direkt dort auf der Straße stehen würden. Bitte hier klicken, um mehr Informationen zu Street View zu erhalten.2. Google Maps: Ein Online-Kartenverzeichnis und lokaler (regionaler) Suchservice, den Google weltweit anbietet. Damit können sich die Benutzer die ganze Welt auf Karten und Fotos ansehen, und dabei den Maßstab des dargestellten Bereichs festlegen.3. Google: Wurde 1998 in Kalifornien gegründet.

Kawai:

Das habe ich gerne gemacht. Vielen Dank für die Einladung.

Iwata Asks
Iwata:

Es ist mir ein Vergnügen! Mr. Kawai, das Entwicklerteam hat mir die aktuellste Version des Software-ROMs mitgegeben, damit wir sie Ihnen zeigen können. Vielleicht können sie sie uns erst mal vorführen, bevor wir ins Detail gehen. Ist das okay für Sie?

Kawai:

Natürlich. Lassen Sie mal sehen.

Iwata:

Alles klar, dann fangen wir mit Mr. Suzuki und einer kurzen Vorstellung an.

Suzuki:

Ich bin Mr. Suzuki aus dem Software Development & Design Department. Ich habe die Rolle des Directors übernommen. Ich habe mich also bei Google und teamLab4 dazwischengedrängt und an verschiedenen Dingen gearbeitet, die noch völlig neu für mich waren. (lacht)4. teamLab Inc.: Eine Firma, die in vielen verschiedenen Bereichen rund ums Internet und die Software-Entwicklung tätig ist. Gegründet wurde sie im Jahr 2001 und ihr Hauptsitz befindet sich in Tokio.

Iwata Asks
Iwata:

Sie haben "Wii Street U" kürzlich im Google-Hauptquartier in Amerika präsentiert, nicht wahr?

Suzuki:

Ja. Ich war zusammen mit Mitarbeitern von Nintendo Software Technology (NST)5 dort, die im Ausland die grundlegenden Elemente des Systems entwickelt haben.5. Nintendo Software Technology (NST): Eine Entwickler-Tochterfirma von Nintendo, die im US-Staat Washington ansässig ist.

Kawai:

Noch einmal danke, dass Sie vorbeigekommen sind. Seitdem freuen sich alle schon sehr auf die Veröffentlichung.

Suzuki:

Oh, das ist ja toll!

Ohashi:

Ich bin Mr. Ohashi von teamLab. Ich habe mit der Programmierung von Elementen z. B. für das UI6 geholfen.6. UI (User-Interface): So werden die dargestellten grafischen Elemente bezeichnet, wie z. B. Fenster, Menüs und andere Dinge, die den Benutzern dabei helfen, einen Computer zu bedienen und damit zu interagieren.

Iwata Asks
Iwata:

Mr. Suzuki kam oft hereingestürzt und hat alle möglichen unvorhersehbaren Anfragen an Sie gerichtet, mit denen Sie uns dann auch viel geholfen haben. So in der Art: "Können Sie das für uns erledigen? Aber es müsste schon morgen fertig sein!" (lacht)

Ohashi:

Tja, also das ROM haben wir heute Morgen auch gerade noch so fertigbekommen! (lacht) Zusammen mit Mr. Suzuki und NST in Übersee haben wir uns mit unseren Arbeitstagen abgelöst und so die Zeitverschiebung ausgenutzt, um international gemeinsam entwickeln können - wirklich rund um die Uhr.

Takahashi:

Ich bin Mr. Takahashi aus der Software Planning & Development Division. Ähm ... ich bin Mr. Suzukis Chef. (lacht) Mr. Kawai, ich freue mich sehr, Sie heute persönlich begrüßen zu können. Noch einmal vielen Dank für neulich.

Ich habe zuvor in einer anderen Abteilung als Director und Producer an Spielen gearbeitet. Die letzten sieben Jahre habe ich aber eher eine allgemeine Aufsichtsposition über den gesamten Verlauf der Projekte eingenommen, und dabei z. B. die Entwicklungsumgebungen unterstützt oder an Projekten gearbeitet, die bis vor kurzem noch gar nicht als Spiele definiert waren, wie das "Gehirn-Jogging7". Diesmal hatte ich ähnliche Verantwortungsbereiche.7. Gehirn-Jogging: Damit ist "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging: Wie fit ist Ihr Gehirn?" gemeint, das in Europa im Juni 2006 für das Nintendo DS-System veröffentlicht wurde.

Iwata Asks
Kawai:

Ich freue mich schon, heute Ihre Erläuterungen zu hören.

Suzuki:

Alles klar, dann fange ich jetzt mal an. Bei "Wii Street U" kann man

Video: Den Wii U GamePad-Bildschirm auf dem Fernseher anzeigen

Heute möchte ich ein paar Fragen zu "Wii Street U Powered by Google" stellen; das ist eine Software, die die Google Street View 1 -Funktion von Google Maps 2 auf der Wii U-Konsole nutzt. Ich habe Mr.
den Wii U GamePad-Bildschirm auf dem Fernseher anzeigen lassen , so wie ich es gerade gemacht habe, damit sich mehrere Leute gemeinsam Street View anschauen können. Und wenn man sich so bewegt ... also, man sieht immer die entsprechende Ansicht vom Wii U GamePad-Bildschirm auch auf dem Fernseher.

Kawai:

Das ist ja sehr intuitiv, dass man sich einfach in die Richtung drehen muss, in die man blicken möchte. Das ist auch viel komfortabler als mit einem PC oder Tablet. Ich finde es toll, dass Sie sich so unkompliziert umsehen können.

Iwata:

Das Wii U GamePad hat einen Gyrosensor und einen geomagnetischen Sensor8, indem man das Wii U GamePad also in die Richtung dreht, in die man blicken möchte, wird die entsprechende Ansicht auf dem GamePad-Bildschirm dargestellt. Das ist wirklich so, als ob man durch ein kleines Fenster schauen würde, und man hat dabei das Gefühl, als ob man selber an diesem Ort wäre. Die Ansicht kann auch auf dem Fernseher angezeigt werden. Es gibt Street View in sehr hohen Auflösungen, so dass man viele feine Details sehen kann, wenn man den Fernseher verwendet, und das trägt noch mehr dazu bei, dass man richtig eintauchen kann.8. Gyrosensor und geomagnetischer Sensor: Interne Sensoren im Wii U GamePad. Der Gyrosensor erfasst Rotation und der geomagnetische Sensor erfasst Bewegungen und Neigung, wodurch neue Spielelemente ermöglicht werden. Außerdem gibt es im Wii U GamePad einen Beschleunigungssensor.

Suzuki:

Man kann sich nicht nur 360 Grad auf der Horizontalen umsehen, sondern man kann auch hochschauen.

Video: Aufschauen

Heute möchte ich ein paar Fragen zu "Wii Street U Powered by Google" stellen; das ist eine Software, die die Google Street View 1 -Funktion von Google Maps 2 auf der Wii U-Konsole nutzt. Ich habe Mr.
Ungefähr so.

Iwata:

Man kann wirklich direkt nach oben schauen. Auf dem PC habe ich darauf nie wirklich geachtet, aber Sie haben ja wirklich auch ein ganzes Stück nach oben fotografiert.

Kawai:

Anscheinend haben die meisten Leute unterbewusst den Wunsch, nach oben in den Himmel zu gucken. Als wir dann die technische Ausrüstung erneuert haben, wollten wir auch Dinge wie den Sichtwinkel der Kameras erweitern, damit noch mehr vom Himmel abfotografiert wird.

Iwata:

Ich verstehe. Durch die Server-Logs können die Google-Mitarbeiter überprüfen, was sich die Leute ansehen. Und Sie sagen, dass viele Leute die Tendenz haben, hoch in den Himmel zu schauen.

Kawai:

Aber wenn man es sich so auf einem größeren Fernseher anschaut, merkt man schon, dass da noch einige ältere Fotografien dabei sind! (lacht) Da sollten wir auf jeden Fall die Auflösung erhöhen!

Alle:

(lachen)

Suzuki:

Jetzt sehen wir das John F. Kennedy Space Center9 der NASA. Das Space-Shuttle10 ist da im Hangar. Wenn man hier hochschaut, sieht man die Unterseite seiner Tragflächen.

Video: Heranzoomen

Heute möchte ich ein paar Fragen zu "Wii Street U Powered by Google" stellen; das ist eine Software, die die Google Street View 1 -Funktion von Google Maps 2 auf der Wii U-Konsole nutzt. Ich habe Mr.
Und so sieht das aus wenn man hereinzoomt.

9. John F. Kennedy Space Center: Eine Startbasis für Raumfahrzeuge mit angeschlossenen Kontrollanlagen, die von der NASA (National Aeronautics & Space Administration) betrieben wird. Die NASA ist verantwortlich für die Weltraumforschung für die US-Regierung.10. Space-Shuttle: Bemannte Raumfähre, die von 1981 bis 2011 von der NASA gestartet wurde.

Kawai:

Da sieht man auch, wo die Verkleidungsplatten abgefallen sind.

Iwata:

Das Google-Team war wirklich an vielen Orten, um dort jede Ecke und jeden Winkel zu erfassen. Das macht es noch einfacher für die Leute, sich all diese Details selber anzusehen.

Kawai:

Danke sehr. Ich bin nur etwas überrascht, dass sich noch so viel daran verändert hat, seit ich neulich im Hauptquartier die Präsentation gesehen habe.

Iwata:

Es hat bei diesem Projekt von der Ausgangsidee bis zu einer Version, mit der wir schon einige Beispiele vorführen können, nicht lange gedauert. Wenn man ein Videospiel entwickelt, muss man ja alles selber umsetzen, also auch alle visuellen Elemente. Diesmal standen die ganzen sehenswerten Umgebungsaufnahmen von Orten auf der ganzen Welt schon auf den Google-Servern zur Verfügung. Wenn man dann ein System umgesetzt hat, das zusammen mit der Web-Technologie gut funktioniert, kann es auf einmal sehr schnell vorwärtsgehen. Bis vor kurzem haben wir noch nie so einen schnellen Entwicklungsprozess erlebt, und das finde ich natürlich sehr spannend.

Kawai:

Das Beste an der Verwendung der Wii U als Sichtfenster ist, dass man es ganz entspannt aus dem eigenen Wohnzimmer und jederzeit machen kann. Ich freue mich sehr darüber, dass ein Hilfsmittel, das wir aus praktischen Gründen umgesetzt haben, jetzt so ein Erlebnis bieten kann. Ich habe gerade erst eine Wii U gekauft; ich kann es also gar nicht erwarten, nach Hause zu kommen und es selber auszuprobieren! (lacht)

Alle:

Danke, das freut uns auch sehr!

Kawai:

Ich habe heute übrigens auch etwas dabei, das ich Ihnen gerne zeigen würde. Das haben wir gerade erst angefertigt, und jetzt habe ich es vor ein paar Tagen zum ersten Mal nach Japan mitgebracht.

Iwata:

Was ist das denn? Wow! Eine Erfassungskamera, die man auf dem Rücken trägt?!

Iwata Asks
Kawai:

Ja. Es gibt verschiedenes Equipment, mit dem wir die Fotos für Street View machen - wie z. B. die Autos und Trikes, aber was ich hier heute dabei habe, ist unsere neueste Ausrüstung. Sie ist sehr klein und leicht, so dass wir damit auch in die kleinsten Ecken kommen. Das Gerät enthält 15 Kameras mit jeweils fünf Megapixeln, und wenn man die Bilder nachher zu einem Panorama zusammensetzt, erhält man ein 'Street View'-Foto mit 75 Megapixeln.

Iwata:

Das Design hat auf jeden Fall Persönlichkeit. Hat es auch einen Namen?

Kawai:

Wir nennen es den "Street View Trekker", abgeleitet vom Wort "Trekking". Bisher war es immer schwierig, Fotos von Treppen und Bergpfaden zu machen, aber jetzt können wir damit auf einmal auch an alle möglichen anderen Orte gelangen. Neulich sind wir mit diesem Gerät durch den Grand Canyon11 gewandert.11. Grand Canyon: Ein Canyon in Nord-Arizona.

Iwata:

Wenn wir an einem Projekt arbeiten, entwickeln wir die Hardware auch selber; der einzige Unterschied ist wohl nur, ob sie kommerziell oder industriell genutzt wird.

Kawai:

Es ist gut, wenn man kommerziell erhältliches Material verwenden kann, aber das hat meistens noch zusätzliche Elemente, die das Gewicht stark erhöhen. Deshalb haben wir manche Dinge für unsere eigenen Bedürfnisse abgeändert, die Batterie wurde z. B. speziell für uns hergestellt. Wir haben eine Batterie mit hoher Energiedichte verwendet und sie Gramm für Gramm leichter gemacht. Möchten Sie das Gerät selber mal auf den Rücken ziehen?

Iwata:

Wirklich? Darf ich es mal ausprobieren? Okay, ich ziehe es gern an. (lacht) (steht auf) Wie viel wiegt es denn?

Kawai:

Es wiegt ungefähr 40 Pfund, also etwa 18 Kilogramm12.12. Kilogramm: Eine Maßeinheit. Ein Kilogramm entspricht ungefähr 2,2 Pfund.

Iwata:

Verzeihen Sie bitte ... Hoppla! ... Das ist jetzt die erste Ausgabe von "Iwata trägt". Ist es so richtig?

Iwata Asks
Kawai:

Ja, genau so.

Iwata:

Wenn man dieses Gerät auf dem Rücken hat und damit beim Herumlaufen Fotos macht, dann verwackeln die doch eigentlich. Wird das automatisch ausgeglichen?

Kawai:

Im Gerät sind einige Bewegungssensoren, aber um die horizontalen und vertikalen Bewegungen, die beim Gehen entstehen, und die Neigung beim Bergaufgehen auszugleichen, führen wir später alle möglichen Korrekturen durch.

Iwata:

Ich verstehe. Ich kann mir vorstellen, dass die Korrekturen, die dabei nötig sind, äußerst kompliziert sind. Ich war ja früher Programmierer, und deshalb habe ich schon darüber nachgedacht. (lacht)

Kawai:

Ah, richtig! (lacht) Das kann nicht automatisch komplett ausgeglichen werden, aber wir haben etwas Unterstützung durch technologische Hilfsmittel und führen dann später eine Vielzahl von Korrekturschritten durch.