Bonus 1: Dokumente von 1985

Nakago:

Das ist jetzt schon fast ein Exkurs, aber …

Iwata:

Aber warum nicht. (lacht)

Nakago:

(blättert durch den vor ihm liegenden Ordner) Nachdem wir über New Super Mario Bros. Wii für “Iwata fragt” gesprochen hatten, wollte ich gern noch einmal überprüfen, ob das, was wir gesagt haben, auch wirklich stimmt.

Iwata:

Oh, Sie haben ein paar alte Dokumente ausgegraben.

Nakago:

Das sind die ersten Spezifikationen für Zelda.

zeldaST_vol2_13.jpg

Iwata:

Toll! Die tragen ja sogar Mr. Miyamotos persönlichen Stempel!

Nakago:

Da steht “Adventure.” In diesen wenigen Seiten geht es nicht nur um die allgemeine Struktur von Zelda, sondern es werden auch Gegenstände und Feinde erwähnt.

Iwata:

Hieß Zelda am Anfang „Adventure“?

Tezuka:

Ich glaube, “Adventure Mario” wurde in dem Ordner geschrieben, der diese Spezifikationen enthält.

Iwata:

Obwohl es für Zelda ist, steht da “Adventure Mario”?

Nakago:

Es hieß immer “Adventure”, ob es um Mario oder um Zelda ging. Auf der zweiten Seite steht unter „Gegenstände“ Kompasse, Pfeile und Bögen, Bumerangs und Gold und Silber.

Aonuma:

Cool…

Nakago:

Auf der dritten Seite, die mit “Feinde” betitelt ist, steht “Hakkai”. Ich glaube, daraus ist Ganon geworden. (Anmerkung der Redaktion: Der Verweis auf Hakkai muss von “Chohakkai” stammen (das ist der japanische Name, auf Chinesisch bedeutet es “Zhu Balie”). Es handelt sich um eine einem Schwein ähnelnde Figur, die in dem chinesischen Roman “Xi Yóu Jì” (“Saiyuki” auf Japanisch) aus dem 16. Jahrhundert vorkommt. Die Figur ist typisch mit einem Schweinskopf porträtiert. Diese Geschichte ist in der japanischen Kultur sehr beliebt.)

Iwata:

Ganon war also Hakkai?

Aonuma:

Hier steht “Bull Demon King” (Bullendämonenkönig). Ist das Ganon? Und hier steht “Oktopus.” Das muss Octorok sein, nicht wahr? Toll… Und “Eyeball” (Augapfelmonster) muss Gohma sein.

Tezuka:

Das kleine Rechteck oben zeigt die Größe eines Charakters an.

Iwata:

Oh, er ist fünf auf fünf cm. Dieser Feind sollte fünf auf zehn cm groß sein. Es zeigt auch, wie man die Figur von Anfang an entwirft.

Nakago:

Und es gibt Hinweise darauf, ob Dinge klein, mittelgroß oder groß sind.

Iwata Asks
Tezuka:

Das wurde von Anfang an klar veranschaulicht.

Iwata:

Ich glaube, der Designer hatte die Funktionen schon im Kopf. Aber ich bin trotzdem überrascht.

Tezuka:

Diese Spezifikationen wurden auf ein Whiteboard geschrieben, das kopiert werden konnte.

Nakago:

Mr. Miyamoto hat sich all dies hier notiert, und wir haben es anschließend kopiert.

Iwata:

Es trägt das Datum vom 1. Februar 1985.

Nakago:

Diese sind nur Faustskizzen, die erst später aufkamen.

zeldaST_vol2_15.jpg

Iwata:

Sie stammen aus dem gleichen Jahr und sind mit dem 13. Februar datiert. Sie sind also nicht einmal zwei Wochen später entstanden, nachdem die ersten Spezifikationen an das Whiteboard geschrieben worden waren.

Nakago:

Das stimmt.

Aonuma:

Moment mal, da ist sogar eine Klingenfalle.

Iwata:

Dafür dass dies die ersten Notizen sind, sind sie ziemlich vollständig. Haben Sie vorher darüber gesprochen und so Ideen gesammelt?

Nakago:

Ich glaube, wir drei haben darüber gesprochen, als wir das Spiel gemacht haben...

Tezuka:

Ja.

Nakago:

Wir haben eins nach dem anderen aufgeschrieben und sind zu diesem Ergebnis gekommen.

Iwata:

Die Originalspezifikationen wurden bereits 1985 erstellt. Und wir sind immer noch hier und machen Zelda-Spiele auf Grundlage dieser Spezifikationen.

Aonuma:

Erstaunlich, nicht wahr?

Iwata:

Ich frage mich, ob wir dies immer mit der Zelda-Essenz meinen. (lacht)

Aonuma:

Der Text sieht schon wie ein Anfangstext aus. Zweifellos ist dies der Ausgangspunkt, von dem aus wir gestartet sind. Es ist, als würde ich nur in seiner Handfläche arbeiten ... (lacht) (Anmerkung der Redaktion: Auch dies stammt aus dem Roman “Xi Yóu Jì”, in dem sich die Schlüsselfigur “Sun Wukong” (Son Go Ku auf Japanisch) außerstande sieht, aus der Handfläche von Buddha zu fliehen und vorher ganz arrogant angenommen hatte, sie könnte es.)

Iwata:

Wurde all dies hier für das erste Zelda-Spiel verwendet? Ich sehe hier auch Gegenstände, an die ich mich nicht erinnere.

Nakago:

Nein, wir haben nicht alles davon verwendet.

Iwata:

Das habe ich mir gedacht.

Nakago:

Wir haben auch hinterher aus diesem Fundus geschöpft.

Iwata:

Ich habe hier genug Ideen für fünf oder zehn Jahre gesammelt, würde ich sagen. Da war ich schon überrascht.

Nakago:

Und als nächstes kommt...

zeldaST_vol2_16.jpg

Nakago:

Das letzte Mal haben wir darüber gesprochen, dass das erste Zelda-Spiel nur Kerker hatte. Dies ist das Blatt mit den Plänen für den Kerker-Auswahlbildschirm, das wir damals aufgestellt haben. Der Titel lautet „Adventure Title“, das heißt wir hatten uns noch nicht für The Legend of Zelda entschieden. Und das ist die Unterschrift von Mr. Miyamoto.

Iwata:

Sogar die haben Sie?!

Nakago:

Und das ist die erste Karte für Zelda.

zeldaST_vol2_17.jpg

Nakago:

Damals hatten wir ein langes Papier. Mr. Tezuka und Mr. Miyamoto haben Seite an Seite gesessen und gemeinsam gezeichnet.

Tezuka:

So etwas haben wir gemacht?

Nakago:

Ja, das haben Sie! (lacht) Sie haben die Dinge auf der linken Seite gezeichnet, Mr. Tezuka, und auf der rechten Seite hat Mr. Miyamoto gezeichnet. Wenn Sie es sich genau ansehen, können Sie erkennen, wie Sie den Marker zum Zeichnen der kleinen Punkte eingesetzt haben. Das hier sind Felsen, und dies sind Bäume. Und man kann die Persönlichkeit von Mr. Miyamoto daraus erkennen. Zunächst machte er einzelne Punkte, aber als er davon genug hatte, ließ er weiter oben einfach einen größeren Platz frei!

Aonuma:

Ja, das haben Sie! (lacht) Sie haben die Dinge auf der linken Seite gezeichnet, Mr. Tezuka, und auf der rechten Seite hat Mr. Miyamoto gezeichnet. Wenn Sie es sich genau ansehen, können Sie erkennen, wie Sie den Marker zum Zeichnen der kleinen Punkte eingesetzt haben. Das hier sind Felsen, und dies sind Bäume. Und man kann die Persönlichkeit von Mr. Miyamoto daraus erkennen. Zunächst machte er einzelne Punkte, aber als er davon genug hatte, ließ er weiter oben einfach einen größeren Platz frei!

Tezuka:

Sie sind irgendwie tatsächlich unterschiedlich.

Iwata:

Und die beiden haben all das in nur einer Sitzung gezeichnet.

Nakago:

Ja.

Aonuma:

Und mit Marker, so dass man nichts mehr ausradieren konnte. Erstaunlich.

Tezuka:

Nein, wir hatten Korrekturflüssigkeit. Daher war es nicht so schlimm, wenn wir mal einen Fehler machten.

Aonuma:

Ihr hättet lieber still sein und mein Lob genießen sollen! (lacht)

Iwata:

Na ja, das ist nun einmal Mr. Tezukas Art. (lacht)

Nakago:

Oh, ja. Jetzt sehe ich, wo Korrekturflüssigkeit verwendet wurde.

Aonuma:

Ja, tatsächlich, da! (lacht)

Iwata:

Aber es gibt nicht viele Stellen davon. Insgesamt ist das ein ziemlich gutes Ergebnis.

Nakago:

Die Verlorenen Wälder sind auch noch da.

Iwata:

Ich bin wirklich überrascht. Unser Gespräch über New Super Mario Bros. Wii hat einige alte Dokument ans Licht gebracht! (lacht)