2. Die Originale neu arrangieren

Iwata:

Als Sie die Kompositionen in Auftrag gaben, war jeder gewillt zu helfen?

Sakurai:

Die meisten ja.

Iwata:

Auch intern engagierte man sich für das Vorhaben. Als stiller Beobachter fiel mir auf, dass die Arbeit zwar immer mehr wurde, die Mitarbeiter aber trotzdem fröhlich mithalfen, ohne eine Miene zu verziehen. Vermutlich bot die ihnen aufgetragene Arbeit etwas Abwechslung zu ihrer gewohnten Arbeit.

Sakurai:

Das freut mich zu hören. Die Neugestaltung beliebter Werke hat sicherlich ihren Reiz. Für mich persönlich war es eine einmalige Erfahrung, mit so vielen Musikstücken in Berührung zu kommen, die so viele unterschiedliche Spielwelten repräsentieren.

Iwata:

Das muss ich Ihnen wahrscheinlich nicht erst sagen, aber das ist einer der Vorteile, die Ihre Position mit sich bringt.

Sakurai:

Keine Frage. (lacht) Mit jedem neuen Stück wuchs auch die Begeisterung der Entwickler, die sich bald nicht mehr wie Spielemacher, sondern wie konsumierende Spieler verhielten.

Iwata:

Spielemusik hat ihren ganz eigenen Flair, finde ich. Man verbindet die Musik mit dem Spaß, den man mit einem bestimmten Spiel hatte.

Iwata Asks
Sakurai:

Richtig. Deswegen geht man automatisch sehr behutsam bei der Auswahl der Stücke vor.

Iwata:

Und man will sich nicht ankreiden lassen, ein wichtiges Stück geflissentlich vergessen zu haben.

Sakurai:

Nun ja, ich denke, diese Kritik wird man sich immer anhören müssen, egal wie behutsam man bei der Selektion war.

Iwata:

Das ist wohl wahr. Da kann man noch so viele Werke mit aufnehmen...

Sakurai:

Außerdem darf man bei der Auswahl nicht stumpf nach der Beliebtheit der Musikstücke gehen. Man darf sich von der Popularität nicht verleiten lassen, sondern man muss die Sichtweise ändern und Stücke suchen, die sozusagen die gewünschten Pointen setzen.

Iwata:

Auch wieder wahr. Oft genug kommt es vor, dass die eigentümlichsten Stücke Eindruck hinterlassen.

Sakurai:

Deshalb investierten wir viel Zeit in die Recherche, indem wir vorab Umfragen auswerteten, die über Nintendos Klingeltonseite verteilt wurden oder uns die Beiträge auf Smash Bros. DOJO!! zu Gemüte führten.

Iwata:

Ja, ich entsinne mich. Wie viele Beiträge kamen zusammen?

Sakurai:

Es ging nicht nur um Musikalisches, aber es waren ca. 40.000.

Iwata:

40.000?! Und die haben Sie alle gelesen?

Sakurai:

Das haben wir. An diesen Beiträgen konnten wir erkennen, welche Stücke besonders erwünscht waren. Darunter waren auch einige, die wir so nicht erwartet hätten. Gewundert hat mich dabei, dass sich die Spieler an die Musiktitel erinnern. Dabei verschafft das Wissen um die Musiktitel dem Spieler keinerlei Vorteile innerhalb des Spiels.

Iwata:

Das ist zumindest die Regel, ja. Das bedeutet, sie haben gezielt nach diesen Titeln recherchiert.

Sakurai:

Davon ist zumindest auszugehen. Es gibt eine erstaunlich große Anzahl von Menschen, die sich nicht damit zufrieden geben, die Musik nur während des Spielens zu hören. Sie kaufen sich den Original-Soundtrack und möchten die Stücke auf CD noch einmal genießen. Halbherzige Arrangements konnten wir uns allein aus diesem Grund schon nicht leisten.

Iwata Asks
Iwata:

Dem stimme ich zu.

Sakurai:

Bevor ein Stück neu arrangiert wird, gilt es im Gespräch zu klären, wo was geändert werden darf und an welchen Stellen das Original unberührt bleiben muss. Es gibt Stücke und bestimmte Abschnitte, die über jeden Kompromiss erhaben sind. An anderen Stellen ist es wiederum schwierig, eine stimmige Neuarrangierung zu realisieren, ohne dabei die Melodie des Originals zu verzerren.

Iwata:

Es erfolgt also eine klare Trennung von Stücken und deren Abschnitten, die zur Umgestaltung freigestellt werden, und Stücken, die unangetastet bleiben.

Sakurai:

Ja, wobei das ziemlich kompliziert ist, weil jedes Stück andere Akzente setzt.