4. Auch für Hunde

Iwata:

Es gibt da tatsächlich etwas, das ich bei sowohl "Gehirn-Jogging" als auch "Wii Fit" gefühlt habe. Beide Titel haben es den Spielern ermöglicht, etwas zu sehen und zu messen, was ihnen vorher nicht möglich war. Und ich glaube, dieses Spiel ist im Hinblick auf den Unterhaltungswert, den es bringen kann, Änderungen zu verfolgen, ganz ähnlich. Es war wirklich komisch, als uns der Begriff "Lebensrhythmus" in den Sinn gekommen ist und wir plötzlich in der Lage waren, Dinge zu sehen, die zuvor nicht möglich waren. Der offizielle Titel lautet nun "Laufrhythmus DS – Bring Bewegung in dein Leben". Wie kam es dazu?

Mizuki:

Zunächst muss man sagen, es geht nicht nur um den Laufrhythmus, sondern um den ganzen Lebensrhythmus. Zu diesem gehören neben dem Laufen auch Dinge wie Ess- und Schlafgewohnheiten.

Iwata:

Mit dem Ausdruck "Lebensrhythmus" verbinden wir auf jeden Fall, wann wir aufstehen, wann wir schlafen gehen, und unsere drei Mahlzeiten am Tag, nicht wahr?

Mizuki:

Ja, das stimmt. Das Laufen alleine bestimmt nicht Ihren Lebensrhythmus. Wenn Sie jedoch Ihre minütlichen Schrittdaten über Wochen oder Monaten aus verschiedenen Perspektiven betrachten, schenken Sie Ihrem gesamten Lebensrhythmus mehr Aufmerksamkeit.

Iwata:

Mit anderen Worten: Jeder hat seinen eigenen Lebensrhythmus, und einen Teil davon kann er herausfinden, indem er spaziert oder läuft.

Iwata Asks
Morimura:

Stimmt genau. Und um es Ihnen leichter zu gestalten, Ihren Lebensrhythmus kennenzulernen, haben wir uns entschieden, Ihr durchschnittliches Lebensstilmuster zu bewerten, wie etwa beim "Geistigen Alter". Das gestaltete sich aber als sehr schwierig. Schließlich ist der Lebensrhythmus einer jeden Person unterschiedlich, und wir wollten niemandem vorschreiben, wie er zu leben hatte.

Shimomura:

Dann haben wir aber einen Vorschlag von den Entwicklern bei Creatures und Engines13bekommen, dass man die täglichen Daten doch mit denen eines Tieres vergleichen könnte. Das Programm könnte beispielsweise sagen: "Du bist ein Morgen-Koala" und man könnte dann darüber nachdenken und feststellen, dass man sich in diesem Zeitraum tatsächlich wie ein Koala verhalten und nicht viel bewegt hat.

13 Creatures ist eine japanische Spielwarenfirma, die 1995 gegründet wurde. Engines ist eine Softwareentwicklungsfirma, die 2005 gegründet wurde. Ihre Kernmitarbeiter verfügen über 10-20 Jahre Erfahrung in der Spieleentwicklung. Andere Mitarbeiter kommen aus den Bereichen 3D-Modelling, Publishing, Kommunikationsdesign und Filmproduktion.

Morimura:

Durch den Vergleich mit Tieren ist es für Sie auch einfacher, sich mit Freunden zu vergleichen. Statt gesagt zu bekommen "Gestern bin ich 8000 Schritte gelaufen", hört man jetzt vielmehr "Gestern war ich eine Nachteule".

Shimomura:

Sie sind dann nachts herumgewandert. (lacht)

Mizuki:

Außerdem haben wir "Miniziele" eingebaut. Jeden Tag bekommt der Spieler ein bestimmtes Thema seine Gesundheit betreffend, auf das er achten soll.

Shimomura:

Die Idee mit den Minizielen kam ebenfalls von den Kollegen von Creatures und Engines, die uns bei der Entwicklung des Projekts unterstützt haben. Sie hatten allerlei nützliche Ideen.

Morimura:

Dem Spieler werden beispielsweise offensichtliche Ziele wie "Iss etwas Gesundes" oder "Versuche heute so oft es geht die Treppe zu nehmen" gesetzt. Wir hoffen, dass sich die Spieler über ihren eigenen Lebensrhythmus ein wenig bewusster werden. Wer weiß, vielleicht verbessert sich dadurch ein bisschen ihr Lebensstil.

Mizuki:

Selbst wenn man die Miniziele nicht erfüllt, wird man überhaupt nicht negativ beurteilt. Man wird eher ermutigt, sich selbst zu bewerten, indem man sich fragt, ob man die Ziele erreicht hat oder nicht.

Iwata:

Mit anderen Worten: Es ist wie eine tägliche Routine.

Shimomura:

Ja, genau. Das Actimeter ist sehr kompakt, so dass man es überallhin in der Tasche mitnehmen kann. Ich hoffe, die Spieler behalten ihn die ganze Zeit bei sich, von dem Moment an, wenn sie aufwachen, bis sie sich ins Bett legen. Ideal wäre es, wenn es wie Zähneputzen zum täglichen Ablauf gehören würde.

Iwata Asks
Iwata:

Warum haben Sie sich dazu entschieden, das Spiel mit zwei Actimetern zu verkaufen?

Akita:

Einer ist für den Spieler und ein anderer für seinen Hund. (lacht)

Shimomura:

Natürlich können Sie auch einem Familienmitglied der Vorzug lassen! (lacht)

Iwata:

Akita-san, Sie lieben Hunde, nicht wahr?

Akita:

Oh, ja! Ich habe einen Zwergdackel zu Hause, aber er hasst es absolut, wenn ich ihm irgendwelche Kleidung oder so was anziehen will. Als das Actimeter noch als GBA-Modul gedacht war habe ich ihn mit nach Hause genommen, um ihn auszuprobieren, aber mein Hund hat ihn gehasst...

Iwata:

Er wollte keinen einzigen Schritt tun, oder? Warum haben Sie die Erfassung der Schritte des Hundes überhaupt in Betracht gezogen?

Shimomura:

Als ich mit dem Projekt angefangen habe, überlegte ich mir, warum Leute spazieren gehen. Während ich mit meinem Hund in der Nachbarschaft Gassi war, habe ich mir alle Spaziergänger angesehen. Viele von ihnen waren ebenfalls mit Hunden unterwegs. Ich dachte, es wäre einfach wunderbar, wenn die Spieler das Actimeter nicht nur bei sich tragen, sondern auch an ihren Hunden anbringen würden.

Iwata:

Das ist wirklich unglaublich. Sie haben einen ausgeprägten Sinn für's Geschäft! (lacht)

Alle:

(lachen)

Iwata:

Wie ging es mit Ihrem Hund weiter?

Akita:

Das zweite Actimeter, das ich an seinem Halsband angebracht habe, war derjenige, von dem ich dachte, er wäre klein genug, der aber als zu groß abgelehnt wurde. Er wollte ihn aber dennoch nicht tragen und weigerte sich, sich zu bewegen. Die endgültige Variante des Actimeters machte ihm nicht nur nichts aus, er schien ihn kaum zu bemerken. Man konnte mit ihm Gassi gehen und ganz normal mit dem Ball spielen, während er ihn trug. Als es zum zweiten Umkrempeln des Projekts gekommen ist, dachte ich zuerst, Sie würden scherzen. Jetzt aber bin ich wirklich dankbar, dass es so gekommen ist.

Alle:

(lachen)

Iwata:

Wie bringt man ihn eigentlich an den Hund an?

Akita:

Ich habe ein Bild von meinem Hund mitgebracht...

Iwata Asks
Iwata:

Ah, sehen Sie doch, er trägt ihn am Halsband.

Akita:

Zuerst wollte ich das Actimeter in eine kleine Tasche tun und diese mit einem Gurt an seinem Halsband befestigen. Aber dann würde diese herunterhängen und wackeln, wenn er sich bewegen würde. Eine genaue Messung der Schritte wäre dann nicht möglich. Also habe ich mich kurzfristig entschieden, diesen Clip zu entwerfen.

Iwata Asks
Shimomura:

Man muss lediglich die hintere Abdeckung austauschen, Das Spiel wird ja mit zwei Actimetern verkauft.

Akita:

Das Spiel wird ja mit zwei Actimetern verkauft. Wir haben zwei dieser speziell entwickelten Clips kostenlos beigefügt.

Iwata:

Einmal mehr stellen Sie Ihre Geschäftstüchtigkeit unter Beweis. (lacht)

Alle:

(lachen)

Akita:

Ich hoffe, die Hundebesitzer verwenden diesen Clip, um das Actimeter am Halsband oder der Leine des Hundes zu befestigen.

Morimura:

Natürlich gibt es auch Nutzer, die keine Hunde besitzen. Und manchmal, insbesondere bei Frauen, tragen sie Kleidung ohne Taschen. In diesen Fällen können sie den Schrittmacher natürlich in ihre Handtasche legen oder irgendwo an der Kleidung anbringen.

Akita:

Ich hoffe einfach, dass sie es an ihren Hunden anbringen. (lacht)

Iwata:

Nun ist es leicht zu sagen, man möchte einen Hund mit einem Schrittzähler ausstatten, aber die Bewegungen der Tiere sind doch sicher anders als bei Menschen. Es war sicher nicht einfach, die Schrittberechnung zu verifizieren.

Iwata Asks
Shimomura:

Vergessen wir nicht, wenn es ein kleiner Hund ist, flitzt er ganz schön umher.

Iwata:

Und es gilt vier Beine in Betracht zu ziehen.

Shimomura:

So kam es auch, dass wir eine Diskussion hatten, ob die Bewegungen der vorderen oder hinteren Pfoten oder gar aller vier berechnet werden sollten. Wir entschieden uns im Endeffekt, nur die Vorderpfoten zu erfassen. Schließlich haben wir in Zusammenarbeit mit einer örtlichen Hundeschule sichergestellt, dass die Bewegung jeder Hunderasse richtig berechnet wird. Es gab allerlei Hunde in der Hundeschule, kleine und große. Wir haben das Actimeter an 25 verschiedenen Hunderassen ausprobiert und sie beim Gassi gehen gefilmt. Die Videos haben wir im Büro in Zeitlupe analysiert, um zu gewährleisten, dass die Schrittzahl in allen Fällen richtig erfasst wird.

Iwata:

Ich bin sprachlos, Sie haben sogar bei den Hunden ganze Arbeit geleistet.

Shimomura:

Das können Sie laut sagen. Natürlich waren in die Überprüfung der menschlichen Schritte auch einige Testpersonen über längere Zeiträume involviert. Das Entwicklungsteam hat das Actimeter in ihre Taschen getan und sie so schnell sie konnten laufen lassen. Oder man ließ die Testpersonen Steigungen hinauf- und heruntergehen! Es war schon seltsam all die Leute beim scheinbar ziellosen Herumwandern im großen Entwicklungsraum zu beobachten. (lacht) Um sicherzustellen, dass die Schritte richtig erfasst wurden, mussten sie laut "eins, zwei, drei, vier" zählen, während sie herumgelaufen sind. Das hat die Sache noch abstruser gestaltet. (lacht)

Iwata:

Das war ja wie beim Sportunterricht in der Schule. (lacht)

Shimomura:

Außerdem sind wir auf ständig auf dem Firmenparkplatz herumgefahren und haben viele Busreisen unternommen. Nach allen Arten von Experimenten konnten wir einen Referenzwert ermitteln, um falsche Eingaben zu vermeiden. Wenn Sie 10 Sekunden oder länger laufen, werden die Schritte von Anfang an gezählt. Das soll verhindern, dass falsche Bewegungen wie Autofahrten als Gehen erfasst werden. Das bedeutet allerdings, dass kleine Schrittzahlen, wie beispielsweise beim Kochen in der Küche, nicht immer als Aktivität gezählt werden. Nach reiflicher Überlegung haben wir aber beschlossen, dass das die genaueste Art der Erfassung des Lebensstils als Ganzes ist.

Iwata:

Ich verstehe.

Akita:

Da auch mein Hund getestet wurde, Das Spiel wird nicht ohne Grund mit zwei Actimetern ausgeliefert. Es gibt da nämlich noch einige interessante Funktionen. Eine davon heißt "Licht an!" und kommt bei einem Spiel zum Einsatz, das den Nutzer darüber informiert, wer in der Familie den Hund Gassi geführt hat.

Iwata Asks
Shimomura:

In anderen Worten: Es gibt einen Modus, bei dem Ihr Mii glücklich wird, wenn Sie gemeinsam mit jemand anderem aktiv sind. Sie gehen also mit Ihrem Hund Gassi und wenn das Spiel die Daten erfasst, sagen ihr virtuelles Ich und das Ihres Hundes: "Synchron!".

Akita:

So weiß man auch, wer mit dem Hund draußen war. Als die Daten bei mir synchron waren, fühlte ich mich meinem Hund noch näher und das hat mich unheimlich glücklich gemacht.

Shimomura:

Natürlich trifft das nicht nur auf den Hund zu. Ich komme oft spät abends nach Hause und als ich eines Tages meine Daten hochgeladen habe, waren sie mit denen meiner Frau um ca. 1 Uhr nachmittags synchron! Ich dachte mir nur: "Oh, als ich vom Mittagessen zurück ins Büro ging, muss sie gerade Einkaufen gewesen sein. Sie ist also zu Hause aktiv, während ich arbeite." Das erfreut mich dann ungemein und ich kann oft an sie denken...

Alle:

(lachen)