2. Die Kämpfe meines Sportclubs

Iwata:

Welche Schwierigkeiten stellen sich bei der Erstellung des Tennis-Onlinespiels?

Makino:

Bei einem typischen Online-Spiel werden die per Knopfdruck erteilten Informationen an den jeweiligen Gegner gesendet, wobei die Eingaben zwischen den Spielern synchronisiert werden. Bei diesem Spiel jedoch gilt es, zusätzlich zu den per Knopfdruck erteilten Informationen weitere komplexe Informationen vom Bewegungssensor6 und Beschleunigungssensor7 des Wii-Fernbedienung Plus-Controllers aus zu senden, was eine völlig neue Herausforderung darstellte.6. Bewegungssensor: Ein Messgerät. Zu seinen Anwendungsbereichen gehört die Berechnung des Winkels und der Rotationsgeschwindigkeit sowie der Steuerposition.7. Beschleunigungssensor: Ein elektrisches Netzwerkelement, das Geschwindigkeitsänderungen erkennt. Der Beschleunigungssensor der Wii-Fernbedienung kann die Beschleunigung in drei Dimensionen erfassen.

Iwata:

Und beim Tennis können bis zu vier Leute auf einmal auf dem Platz sein.

Makino:

Ja. Zunächst waren wir etwas unsicher, ob wir das wirklich verwirklichen konnten, aber wir wägten alle möglichen Ideen gemeinsam mit Namco Bandai Studio gegeneinander ab.

Shimamura:

Dann beschlossen wir, einige dieser Ideen auszuprobieren. Und die Idee, die wir schließlich umsetzten, stammte von einem Kommunikationsprogrammierer bei Namco Bandai Studio. Dank dieser Idee ist es uns gelungen, das Spiel zustande zu bringen.

Iwata Asks
Iwata:

Was ist das für ein Gefühl?

Suzuki:

Das Spiel macht jetzt unheimlich viel Spaß – ein ganz natürliches Spielgefühl.

Makino:

Das stimmt.

Iwata:

Dieses Mal lautet der Titel nicht Wii Sports U, sondern Wii Sports Club. Was ist der Grund dafür?

Shimamura:

Diese E-Mail von Ihnen, über die wir gerade sprachen, hat dabei eine große Rolle gespielt. Sie wollten unbedingt, dass wir Miiverse8 einer guten Verwendung zuführten. Also dachten wir darüber nach, wie das funktionieren könnte. Wenn wir jedoch einfach nur Miiverse in ein Sportspiel einbauten, würden die Gewinner wahrscheinlich heitere Kommentare schreiben, wie: "Juhu! Ich habe gewonnen!" Ich bin mir aber fast sicher, dass die Verlierer wahrscheinlich gar keine Kommentare abgeben würden. Wer schreibt schon: "Ich bin ja so frustriert darüber, dass ich verloren habe"?8. Miiverse: Ein auf Systemebene in die Wii U-Konsole integrierter Netzwerkdienst, über den Leute auf der ganzen Welt über ihre Mii-Charaktere miteinander in Verbindung treten und so Videospiele noch mehr genießen können. Die Leute interagieren durch Gedankenaustausch miteinander und indem sie Kommentare und handschriftliche Zeichnungen in den Communities ihrer Lieblingsspiele posten.

Iwata:

Das Spiel würde vor den Kommentaren von Gewinnern nur so überlaufen.

Shimamura:

Wir machten uns Sorgen, Miiverse könnte zu einem Ort für Grausamkeiten werden. Wir waren auch davon überzeugt, dass viele Leute, die Wii Sports spielten, vorher noch nie Online-Wettkampfspiele ausprobiert hatten.

Iwata:

Würde Miiverse jedoch vor den Kommentaren solcher starker Spieler nur so sprudeln, würden diejenigen verzagen, die zum ersten Mal online spielen.

Shimamura:

Und man könnte nur schwer jemandem erklären, er solle Wii Sports Club mit seinen Freunden spielen, wenn gerade niemand für ein Online-Spiel verfügbar wäre. Daher haben wir eine Methode entwickelt, nach der wir die Leute anhand ihrer Regionen nach Staaten, Ländern und Präfekturen einteilen können. Einen Heimat- oder Wohnort hat doch jeder. Und deshalb haben wir das Spiel so angelegt, dass man zunächst dem Sport Club der Gegend beitritt, wo man ansässig ist.

Iwata:

Und so entstand Wii Sports Club anstelle von Wii Sports U.

Shimamura:

Genau. Und wenn wir Sport Clubs für die verschiedenen Regionen entwickelten, dann könnten diese gegeneinander antreten.

Suzuki:

In Japan wären das beispielsweise die Präfekturen, und in den USA würden die Leuten den Sport Clubs in den verschiedenen Staaten beitreten.

Iwata:

In Amerika spielen der Universitätssport und der Profisport eine große Rolle. Hierbei treten Staaten und Städte gegeneinander an.

Shimamura:

Ja. In Japan spielen die Präfekturen gegeneinander, wie zum Beispiel Baseball im Koshien9.9. Koshien: Eine japanische Baseball-Meisterschaft, die zwischen den Oberschulen der einzelnen Präfekturen jedes Jahr im Frühjahr und Sommer ausgetragen wird.

Iwata:

Die Leute neigen dazu, den Verein ihrer Heimatstadt oder ihres Landes zu unterstützen.

Shimamura:

Deshalb haben wir das Spiel als Wettkampf zwischen den verschiedenen Heimmannschaften angelegt.

Iwata:

Können Sie mir erklären, was genau passiert, wenn man seiner Heimmannschaft beitritt?

Shimamura:

Das sollte Mr. Makino erklären.

Makino:

Gerne. Ganz allgemein ausgedrückt gibt es da zwei Teile. Der eine ist die Club-Rangliste. So können zum Beispiel Spieler in Japan die Gewinnrate des Tokio-Clubs beim Tennis sehen und auch wie der Club in der nationalen Rangliste abschneidet. Und meistens ändert sich das Ranking in Echtzeit.

Iwata Asks
Iwata:

Dann sind die Rankings also jedes Mal anders, wenn man sich diese ansieht.

Makino:

Ja.

Iwata:

Aber bei regionalen Wettbewerben gibt es doch solche Orte, an denen Hunderte von Leuten sind, und andere Orte, wo nur wenige Leute sind.

Makino:

Hätten wir das Spiel als Wettbewerb angelegt, der die Mannschaft mit den meisten Siegen ermittelt, wäre eine große Kluft zwischen den stärker und den weniger bevölkerten Regionen entstanden. Daher haben wir die Gewinnraten als Einteilungskriterium gewählt.

Iwata:

Dann tragen die Spieler von Clubs mit geringerer Bevölkerung also eine große Verantwortung! (lacht)

Makino:

Auf jeden Fall! (lacht) Erzielen diese dann aber einen Sieg, dann können sie plötzlich ganz vorn in der Rangliste liegen.

Suzuki:

Und wenn sie verlieren, dann passiert genau das Gegenteil! (lacht)

Makino:

Der andere Teil ist der Durchschnitts-Score der Mitglieder des Clubs, dem man angehört. Beim Bowling könnte man zum Beispiel erfahren, dass die durchschnittliche Punktzahl 180 beträgt. Wenn man dann selbst nur 130 erreicht, denkt man sich vielleicht: "Da muss ich mich wohl noch ein bisschen mehr anstrengen."

Iwata:

Der Durchschnittswert motiviert also.

Makino:

Genau. Neben dem Durchschnittswert wird abgesehen von anderen Statistiken auch noch die Gesamtzahl der bereits umgeworfenen Pins angezeigt.

Iwata:

Dann kann man also – selbst wenn man ein nicht so guter Spieler ist – zur Steigerung der Punktzahl beitragen, indem man einfach weiterspielt.

Makino:

Genau. Beim Debugging ging die Anzahl der umgestoßenen Pins noch in die Hunderttausende. Als wir den Fehler dann aber beheben wollten, war es schon interessant über Miiverse die Kommentare zu lesen, warum eine bestimmte Präfektur denn so viele Pins umgeworfen hat.

Iwata:

Dann funktioniert es so also gut, dass verschiedene Regionen so miteinander bei einem Sportspiel konkurrieren.

Shimamura:

Ich denke schon. Es würde mich freuen, wenn bei Miiverse haufenweise Kommentare erschienen, in denen die Fans ihre Leidenschaft für ihren Heimatverein bekundeten.

Makino:

Stellen Sie sich vor, Sie sehen sich die Club-Rangliste an, und der Tokio Club steht dabei an einer höheren Position als Ihr eigener Club. Dann wäre es doch großartig, sich mit Leuten des Clubs zusammenzutun und gegen diese anzutreten und bei Miiverse einen Kommentar anzubringen, wie: "Unser heutiger Rivale ist der Tokio-Club! Lasst ihn uns schlagen!"

Wichtige Information zur Einstellung des Miiverse-Service

Der Miiverse-Service wurde eingestellt.

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