4. Aus der Wii wird eine Stadt

Iwata:

Wechseln wir das Thema: Mr. Kondo, wie haben Sie dieses Mal die Zusammenarbeit mit Nintendo empfunden?

Kondo:

Nun, ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll, aber die Leute bei Nintendo gehen mit unglaublicher Leidenschaft an die Arbeit. (lacht)

Iwata:

(lacht) Anders ausgedrückt, empfindet es die Belegschaft von Nintendo nur als natürlich, voller Eifer zu arbeiten und keine Mühen zu scheuen, wenn das Produkt den Kunden gefallen soll. Wir versetzen uns in den Nutzer hinein, damit das Produkt viele Leute anspricht.

Mizuki:

Hatena sah seine Arbeit fast genauso. Wir arbeiteten immer mit dem gemeinsamen Ziel, all das zu ermöglichen, wovon wir dachten, dass es dem Nutzer gefällt. Dennoch hatte ich ein paar Kick-off-Meetings mit Mr. Kondo.

Iwata:

Wirklich? Gleich mehrere? Hätte eines denn nicht gereicht? (lacht)

Mizuki:

Eh? (lacht) Nun, da gab es eines zur Erweiterung des Teams und eines zum Auftakt des Debuggings und …

Alle:

(lachen)

Mizuki:

Bei diesen Meetings sprach Mr. Kondo über Flipnote Studio. Obwohl ihm bewusst war, dass die Entwicklung nicht einfach sein würde und Wartungskosten für den Server entstehen würden, preschte er voran und erklärte voller Leidenschaft: „Wir müssen den Service so gestalten, dass die Spieler möglichst viel Spaß dabei haben!“ Das hat mich schon sehr beeindruckt. Auf so etwas legte Hatena wert. Und so war die Zusammenarbeit sehr einfach.

Kondo:

Es freut mich, das zu hören! In der Firma unterhalten wir uns ständig darüber, wie wir die Welt durch Netzwerkdienste voranbringen können. Und wir alle lieben Nintendo-Spiele. Wenn wir also mit unseren eigenen Stärken vorankommen, dann bringt das doch den meisten Spaß.

Mizuki:

Das Bild von Mr. Kondo, wie er mit diesen Werten vorprescht, gleicht dem Bild (lacht) eines Dienstherren, der vor seinen Gefolgsleuten marschiert. Die Gefolgsleute sagen: „M-mein Herr! Sind Sie verrückt geworden?”, und versuchen, ihn aufzuhalten. Sorry! (lacht)

Alle:

(lachen)

Iwata:

Aber ich bin mir sicher, dass es – wenn Sie etwas Neues anfangen – intern schon Leute gibt, die denken: „Mein Herr! Sind Sie denn verrückt geworden?“

Kondo:

Das stimmt. (lacht)

Mizuki:

Wir waren vollkommen davon überzeugt, Miiverse voranzutreiben. Ich bin mir aber sicher, dass sich innerhalb der Firma einige Leute fragten, ob wir den Verstand verloren hätten.

Iwata:

Wahrscheinlich haben viele Leute ihre Bedenken geäußert, dass die Wartung des Systems sehr aufwändig werden würde.

Mizuki:

Ja. Doch im Allgemeinen waren die Leute sehr kooperativ und unterstützten uns auf die eine oder andere Weise. Selbst wenn es Vorschläge dazu gab, Miiverse eine andere Form zu geben, hatte doch niemand etwas dagegen, das Projekt voranzutreiben.

Iwata:

Zum Ende dieses Interviews möchte ich gern jeden von Ihnen befragen, wie Miiverse Ihrer Meinung nach die Spielewelt verändern wird. Fangen wir mit Ihnen an, Mr. Kondo.

Kondo:

Ok. Als ich die WaraWara-Lobby auf dem Anfangsbildschirm sah, dachte ich: „Oh, jetzt ist aus der Wii eine Stadt geworden!“ Was einst auf das Zuhause begrenzt war, war auf der Wii U-Konsole derart erweitert worden, dass überall sowohl bekannte als auch unbekannte Gesichter herumschwirrten. In dieser Hinsicht war die WaraWara-Lobby schon eine richtige Überraschung. Ich glaube, viele Leute werden beim Anblick des Startbildschirms hocherfreut sein! Den Leuten wird es gefallen, wie die Mii-Charaktere von einem Café aus dem regen Treiben zusehen.

Iwata Asks
Iwata:

Das ist der Startbildschirm, denn Mr. Mizuki und ich hatten herausgefunden, dass wir uns bei Wii no Ma bei der Begrüßung unserer Gäste noch so sehr anstrengen konnten – sie würden davon nichts sehen, solange sie die Anwendung nicht aktiviert hätten. Also wollten wir bei Miiverse, dass schon etwas beim Einschalten der Wii U passiert.

Mizuki:

Aber auch bei Wii no Ma schien es den Leuten zu gefallen, wie die Mii-Charaktere einfach im Wohnzimmer herumhingen.

Iwata:

Es milderte den Schmerz von Leuten, die weit entfernt von ihren Verwandten lebten, wenn sie sich selbst zusammen mit ihrer geliebten Familie im Wohnzimmer von Wii no Ma erblickten. Und nun können wir ihnen dieses noch einmal, in leicht veränderter Form, zeigen.

Kondo:

Im Hinblick auf die Sozialisierung spielt es eine wichtige Rolle, wie jede Form der Unterhaltung oder Art von Inhalt durch die Verbindung über das Internet eine gesellschaftliche Rolle übernimmt.

Iwata:

Ja. Gibt es da am anderen Ende des Netzwerks eine reale Person, die das nachvollziehen kann, was einem selbst wichtig ist, und genau das nachempfindet, dann fragt man sich, was wohl als nächstes passiert.

Kondo:

Das stimmt. Ich denke, wir stehen kurz vor einem revolutionären Moment, an dem von Nintendo entwickelte Spiele eine Verbindung zur Gesellschaft erhalten und sich verbreiten werden. Denn im Grunde genommen bringt doch beides Spaß: Videospiele und der Umgang mit Menschen. Dies wird vor allem solche Leute ansprechen, die denken: „Vielleicht machen die Videospiele ja zusammen mit anderen Leuten noch mehr Spaß!” Ich bin überzeugt, dass wir den Nutzern von Miiverse den größtmöglichen Spaß bereiten werden. Ich hoffe, den Leuten gefällt die Art und Weise, wie Miiverse sich verbreiten wird.

Iwata:

Dieser Service ist der Verbindung einer authentischen Firma für Videospiele und einer Internetgesellschaft mit einer Liebe für Videospiele zu verdanken.

Kondo:

Das trifft es! (lacht)

Mizuki:

Meines Erachtens steht bei Videospielen eher das Gameplay als die Sprache im Vordergrund. Vielleicht ist Miiverse ja dazu geschaffen, die Welt zu vereinen. Bis jetzt waren Netzwerke für Spielkonsolen schon sehr sprachspezifisch und konnten nur schwer Grenzen überschreiten.

Iwata Asks
Iwata:

Diese waren in anderen Sprachen nur schwer verständlich.

Mizuki:

Ja. Aber dieses Mal ist es möglich, handschriftliche Kommentare zu zeichnen und den Gesichtsausdruck der Mii-Charaktere zu verändern. Damit wird eine von der Sprache unabhängige Kommunikation ermöglicht. Schon von Anfang an wollten wir mit Miiverse Gefühle transportieren. Heute ist es mir daher wichtiger denn je, dass die Leute ihre Sprachbarrieren überwinden und miteinander über Videospiele interagieren.

Iwata:

Nun gut, vielen Dank. Ich denke, Miiverse wird dazu beitragen, dass mehr Leute miteinander im Einklang sind. Auf diese Weise ist jemand, der für sich allein zu Hause spielt, durch Miiverse dann doch nicht wirklich allein. Ich denke, dies die größte Neuerung in Bezug auf das Spielen vor und nach Miiverse. Spieler treffen mit Leuten zusammen, denen das gleiche wichtig ist, und finden immer mehr witzige Spiele, die sie persönlich ansprechen. Hoffentlich fragen die Spieler dann eines Tages: „Gab es das früher wirklich nicht?“

Iwata Asks
Mizuki:

Ja, das wünsche ich mir auch.

Iwata:

Aber bei allen Netzwerkdiensten beginnt der Kampf erst nach der Veröffentlichung. Und damit beginnt die Entwicklung eigentlich erst jetzt.

Kondo:

Genau. Nachdem der Dienst in Betrieb genommen wurde. (lacht)

Iwata:

Versuchen wir also unser Bestes. Für heute vielen Dank.

Alle:

Vielen Dank.