5. Treue zum Original

Iwata:

Die folgende Frage hätte ich von Ihnen gerne separat beantwortet: Mich würde interessieren, wie Ihre Empfehlung für „Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney“ aussieht, und zwar zum einen für Fans der beiden Spiele, zum anderen für neue Spieler. Was wäre Ihre Nachricht an die beiden Gruppen?

Takumi:

Meine Nachricht an alle Fans von Professor Layton ist, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Dies ist ein Spiel, an dem sie genau so Freude haben werden, als wäre es ein neues Spiel aus der „Professor Layton“-Serie. Ich finde, durch die Einführung der Charaktere aus „Ace Attorney“ erlauben wir dem Professor, sein verspieltes Naturell zu zeigen. Dadurch lernt der Spieler eine völlig neue Seite an ihm kennen.

Iwata Asks
Iwata:

Ein verspielter Professor Layton? Es fällt schwer, sich das vorzustellen. (lacht)

Takumi:

Na ja, es ist das erste Mal, dass Professor Layton einer derartigen Änderung unterworfen wurde.

Iwata:

Mir scheint, das war Ihr Werk, Takumi-san! (lacht)

Alle:

(lachen)

Takumi:

Ich habe mit Hino-san ein Brainstorming veranstaltet, um herauszufinden, wie weit ich gehen darf. Jetzt kann ich mir Professor Layton gar nicht mehr anders vorstellen, als verspielt.

Hino:

Ich dachte einfach, es wäre schon in Ordnung … (lacht)

Iwata:

Ich glaube, das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Sie Takumi-sans Kreativität voll ausgeschöpft haben.

Takumi:

Außerdem würde ich das Spiel den Fans von „Ace Attorney“ empfehlen, weil es seit mehreren Jahren das erste Abenteuer von Phoenix und Maya16 ist. In der Zwischenzeit hat sich nichts verändert. Sie waren fort, und jetzt sind sie zurück. Ich denke, die Spieler werden merken, dass diesem Spiel nicht nur etwas Nostalgisches, sondern auch etwas Neues anhaftet, mit der gewohnten, unterhaltsamen Interaktion zwischen den Charakteren.16. Maya Fey: Laien-Medium und Assistentin von Phoenix Wright.

Iwata:

Auf dieses Treffen müssen die Fans bereits sehnsüchtig gewartet haben.

Takumi:

Ja, und obwohl das allein schon Spaß macht, ist da natürlich auch noch das Element der Hexenprozesse. Weil dieses Abenteuer in einer magischen Welt stattfindet, erweisen sich gesunder Menschenverstand und wissenschaftliche Ermittlungsmethoden, die in den bisherigen Spielen funktioniert haben, als unbrauchbar, und die Spieler müssen einen neuen Sinn für Logik entwickeln. Ich glaube wirklich, dass das Spiel dadurch einen völlig neuen Stil erhält. Daneben gibt es noch weitere Neuerungen, z. B. Gruppenverhöre, bei denen mehrere Zeugen gleichzeitig ins Kreuzverhör genommen werden.

Iwata:

Was ist mit Spielern, die bisher keines der beiden Spiele gespielt haben?

Takumi:

Ich glaube, für diese Spieler kann ich meine Empfehlung so formulieren: In „Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney“ treffen zwei der größten Spiele für Nintendo-Spielekonsolen zusammen. Daher gibt es eigentlich keinen Grund, weshalb man das Spiel nicht spielen sollte!

Iwata:

Es ist definitiv ein Spiel, an dem jeder seine Freude haben wird, und in dem der Charme der beiden Serien zum Vorschein kommt, auf denen es basiert.

Takumi:

Als Entwickler würde mich nichts glücklicher machen, als wenn Leute dieses Spiel ausprobieren und zu schätzen lernen und daraufhin dann auch die Originalspiele spielen würden.

Iwata:

Verstehe. Was meinen Sie, Hino-san?

Hino:

Ich glaube, Takumi-san hat das gerade sehr treffend beschrieben. Was die Fans der „Professor Layton“-Serie betrifft, so bin ich wirklich zuversichtlich, dass wir die einzigartigen, unterhaltsamen Aspekte von Layton bis ins kleinste Detail übernommen haben.

Iwata Asks
Iwata:

Sie finden also auch, dass dieses Spiel als neuestes Spiel der „Professor Layton“-Serie betrachtet werden kann?

Hino:

Genau. Allerdings ist die Spielwelt anders, d. h. in der Hauptserie gab es sie nicht, und auch einige von Takumi-sans einzigartigen Ideen sind neu. Ich glaube, dass sich die „Professor Layton“-Serie mit diesem Spiel zu etwas noch Wundervollerem entwickelt.

Iwata:

Was würden Sie den Fans von „Ace Attorney“ sagen?

Hino:

Ich möchte ihnen sagen, dass wir den Originalen treu geblieben sind! Bei aller Achtung vor den Leuten bei Capcom betrachte ich mich als größten Anhänger von „Ace Attorney“, und meiner Meinung nach fängt dieses Spiel den Geist der Serie sogar noch mehr ein, als die bisherigen Spiele. Für mich besteht kein Zweifel, dass dieses Spiel auch den neuesten Titel dieser Serie darstellt.

Iwata:

Meine Güte, auch hier herrscht also Treue zum Original, was? (lacht)

Hino:

Weil ich das Spiel bereits gespielt habe, finde ich, das mit Fug und Recht behaupten zu können. Dies ist ein Spiel, bei dem Takumi-san komplett in die Entwicklung eingebunden war, und deshalb ist es ein echtes „Ace Attorney“-Spiel. Die Tatsache, dass die Leute hohe Erwartungen an das Spiel stellen, freut mich sehr.

Iwata:

Verstehe. Zum Schluss noch die Frage, was Sie Leuten sagen würden, die bisher keines der beiden Spiele gespielt haben.

Hino:

Also zuerst einmal macht der Gedanke, dass es Leute gibt, die noch keines der beiden Spiele gespielt haben, ein wenig traurig …

Iwata:

Glauben Sie, dass dieses Spiel Leuten, die sich schon immer ein wenig für die Serie interessiert haben, jedoch nie eine Möglichkeit hatten, es zu spielen, einen idealen Einstieg bietet?

Hino:

Ja, ich denke schon. Bei diesem Spiel handelt es sich nicht um einen Ableger einer der anderen Serien. Während der Arbeit an dem Spiel hatten wir immer das Bild vor Augen, dass es sich um eine Verschmelzung der beiden handelt. Daher übertrifft dieses Spiel, wenn es um Inhalt und Qualität geht, auch beide der Originalserien. Ich finde deshalb, dass sich selbst Leute, die bisher noch kein Nintendo 3DS besitzen, dieses Spiel besorgen müssen. Für mich ist es ein „Pflichtkauf“! (lacht)

Iwata:

Durch die Art und Weise, in der die beiden Titel verschmolzen wurden, war immer klar, dass diese Zusammenarbeit für Wirbel sorgen würde. Es wäre ein Leichtes, sich im Rummel um das Spiel zu verfangen. Doch das Spiel stellt mehr dar als ein Novum, nicht wahr? Auch inhaltlich verschmelzen die besten Aspekte beider Serien zu etwas noch Größerem, das seinen völlig eigenen Charme mitbringt.

Hino:

Stimmt. Was ich mir noch wünsche, ist, dass die Leute das Spiel zu Ende spielen und sich das Schlusslied anhören. Es ist eine Art Symphonie mit Bildern aus beiden Serien.

Iwata:

Auf gewisse Weise stellt dieses Stück ein Symbol für das gesamte Projekt dar, nicht wahr? Wissen Sie, wo ich Ihnen beiden heute so zuhören durfte, bin ich wirklich froh, dass es zu dieser Zusammenarbeit gekommen ist.

Hino:

Da stimme ich Ihnen zu. Durch die Zusammenarbeit mit Capcom und das Beobachten ihrer Vorgehensweise bei der Spieleentwicklung habe ich viel gelernt. Außerdem habe ich die Magie von Takumi-sans Kreativität aus erster Hand erlebt. Da ich selbst ein Entwickler bin, hat mich das ungeheuer stimuliert.

Iwata:

Es kommt mir so vor, als hätte das Projekt alles mitgebracht: Gegenseitiges Verständnis für verschiedene Ansichten, Lernerfahrungen und sogar ein bisschen Neid auf die Entwickler des anderen Unternehmens …

Hino:

Das „vs.“ im Titel des Spiels traf auf jeden Fall auch auf den Entwicklungsprozess zu! (lacht) Doch im Ernst: Der Höhepunkt bestand für mich diesmal in der wunderbaren Erfahrung, mit Takumi-san an einem Projekt zu arbeiten.

Iwata:

Was sagen Sie, Takumi-san?

Takumi:

Was ich bei diesem Projekt besonders gelernt habe, ist, dass ich einen objektiveren Blick für meine Arbeit gewinne, wenn ich Leute von anderen Firmen an meinem Arbeitsprozess teilhaben lasse. Natürlich haben mich auch Hino-sans Pläne, seine Denkweise und seine kreativen Einfälle begeistert.

Iwata:

Als ich Hino-san zuhörte, dachte ich, dass der Prozess, die eigenen kreativen Impulse mit dem zu verbinden, was der Markt Ihrer Meinung nach will, wirklich interessant ist. Die Ansichten der Käufer lassen sich nicht einfach ändern, indem wir Dinge schaffen, die sich möglicherweise gut verkaufen lassen. Wenn man zwischen diesem Aspekt und dem inneren Wunsch, etwas Neues zu schaffen, keine Verbindung herstellen kann, führt das zu keinem guten Ergebnis.

Takumi:

Das ist definitiv etwas, was ich ebenfalls gelernt habe.

Iwata:

Ich finde, auf gewisse Weise muss man erkennen, dass selbst das winzigste Detail aus zahllosen Blickwinkeln betrachtet und aus verschiedenen Gründen geschätzt werden kann.

Takumi:

Stimmt.

Iwata:

Weltweit gibt es alle möglichen gemeinsamen Projekte, doch ich glaube nicht, dass es viele gibt, bei denen die Elemente beider Seiten so erfolgreich verschmolzen wurden. Als ehemaliger Spieleentwickler hat es mir wirklich Spaß gemacht, Ihnen beiden heute zuzuhören.Auf den ersten Blick wirkte dieses Projekt wie ein waghalsiges Experiment, doch mir ist klar, dass man rückblickend sogar sagen kann, dass das Schicksal Sie zusammengebracht hat. Ich bin sicher, dass Sie auch bei zukünftigen Unterfangen darauf zurückgreifen können. Außerdem hoffe ich, dass sowohl die bestehenden Fans der beiden Serien, als auch Leute, die bisher noch mit keiner davon zu tun hatten, den Geist des Spiels spüren werden. Hino-san, Takumi-san, ich danke Ihnen.

Iwata Asks
Hino & Takumi:

Vielen Dank!