5. Verschiedene Spielweisen

Iwata:

Haben Sie alle beim Erstellen oder Spielen dieses Titels eine neue Erfahrung in der wahren Welt gemacht, wie Mr. Tsujii?

Yamagami:

Ich habe jetzt keine Angst mehr vor den Verkäufern in Kaufhäusern. Früher dachte ich immer, dass ich nie wieder wegkomme, wenn ein Verkäufer mich erst einmal in den Fingern hat. Deshalb habe ich immer nur von außen in den Kleidungsbereich hineingelugt (wirft verstohlen spähende Blicke), damit ich nur ja keinen Blickkontakt mit dem Verkäufer bekam! (lacht)

Iwata Asks
Alle:

(lachen)

Iwata:

Es gibt also auch im wahren Leben Gegner in den Läden! (lacht)

Yamagami:

Na ja, wenn dann doch mal ein Verkäufer auf mich eingeredet hat, habe ich einfach meine Brieftasche gezückt. Diese Einstellung hatte ich früher, aber seit ich das Spiel kenne, kann ich locker und flockig Bemerkungen machen, wie „Das entspricht aber nicht der diesjährigen Mode“, und ich probiere Sachen an und sage: „Glauben Sie wirklich, dass mir das steht?“ Ich glaube, ich gehe jetzt einfach ungezwungener damit um. (lacht)

Iwata:

Sie haben Selbstvertrauen gewonnen.

Yamagami:

Ja. Ich habe durch dieses Spiel viele Modebegriffe kennengelernt, habe verstanden, welche Farben gut und welche gar nicht zusammenpassen, und beim Betrachten von Mädchenmode ist mir klar geworden, dass Männer und Frauen, was die Kleidung angeht, gar nicht so unterschiedlich sind. Folglich habe ich gelernt, mit Verkäufern zu reden und auch mal Nein zu sagen, selbst wenn sie mir etwas wirklich aggressiv aufschwatzen wollen. Klamotten zu kaufen, war immer eine ganz schreckliche Erfahrung für mich, aber jetzt denke ich auch schon mal: „Ich könnte mal wieder einkaufen gehen!“

Iwata:

Na, wenn das kein Fortschritt ist!

Yamagami:

Nicht wahr? Das ist das Ergebnis all der Verhandlungen, die ich im Spiel als Verkäufer mit Kunden geführt habe. Und ich glaube, ich habe tatsächlich auch ein Auge für Kleidung bekommen. Das ist ein Nebeneffekt, den ich nie erwartet hätte, aber das ist toll!

Sasaki:

Mir geht es genauso. Es ist einfach nicht mehr so mühsam, sich mit Verkäufern zu unterhalten.

Iwata:

Wenn ich all das höre, geht mir immer mehr auf, was für ein ungewöhnliches Spiel das ist.

Hattori:

Ja, wirklich. Jeder  …

Iwata:

Jeder interagiert auf eigene Weise damit.

Hattori:

Ich glaube, das Spiel ist quasi eine Fortsetzung des echten Lebens, denn es beruht auf Mode, die im Leben ja eine gewisse Rolle spielt. Und wenn man das Spiel eine Weile gespielt hat und dann in den Alltag zurückkehrt, wirkt dieser wie eine Fortsetzung des Spiels. Man betrachtet die Leute auf der Straße und denkt sich etwa: „Na, also das Outfit da ist ja nun wirklich nicht der Hit.“ (lacht)

Iwata:

(lacht)

Hattori:

Mir fällt z. B. oft auf, dass Leute völlig unpassende Schuhe tragen.

Sasaki:

Mir geht es genauso! Ich sehe die Leute, die auf der Straße an mir vorbeigehen und denke: „Ah, ein Girly-Look!“ Ich habe jetzt viel mehr Interesse an Mode.

Iwata:

Berufsrisiko! (lacht)

Sasaki:

Tja. (lacht)

Iwata Asks
Hattori:

Und wie Mr. Yamagami schon sagte – wenn man Kleider für sich selbst kauft, kann man das im Spiel gesammelte Wissen für sich nutzen.

Iwata:

Es ist viel mehr als nur ein „Verkleidungsspiel“. Es hat Auswirkungen auf das wahre Leben.

Hattori:

Ja. Es ist nicht in sich abgeschlossen. Schließlich steht jeder morgens auf und überlegt sich, was er anziehen soll. Man kann quasi ein Spiel daraus machen, jeden Tag seine Kleider zu koordinieren. Je nach Person kann man es auf unterschiedliche Weise spielen.

Iwata:

„Nintendo präsentiert: New Style Boutique“ hat jede Menge „Verkleidungsmomente“ für Mädchen, aber es enthält auch zahlreiche Aspekte, die nicht in diese Kategorie fallen. Wie kommt das, was meinen Sie?

Yamagami:

Ganz zu Beginn des Vorgängerspiels sagte Mr. Yoshida, der Firmenchef von Syn Sophia, dass wir 10.000 Modeartikel bräuchten, und das war ein Riesending.

Iwata:

Normalerweise fängt man mit 50 Stücken an und arbeitet sich zu etwa 3.000 hoch.

Yamagami:

Genau. Aber Mr. Yoshida bestand auf 10.000 und dafür bin ich immer noch dankbar. Dadurch dass wir die Anzahl der Artikelvariationen erhöht haben, ist auch die Anzahl der möglichen Kombinationen, die man den Kunden empfehlen kann, auf fast unendlich gestiegen. Dadurch wirkt es bei jedem Spielen immer wieder neu und ich glaube, jeder kann seinen eigenen Weg finden, das Spiel zu genießen.

Hattori:

Wer etwas über Mode weiß, der kann auch völlig ohne Erfahrung mit Videospielen auf sein Modewissen zurückgreifen, diverse Kombinationen ausprobieren und sich von dort vorarbeiten. Wer sich dagegen nicht mit Mode auskennt, aber gut in Videospielen ist, kann das Spiel auf diese Weise bezwingen.

Iwata:

Man kann es wie Mr. Yamagami bezwingen! (lacht) Obwohl es bei Mode in der Regel nicht um den Sieg im Kampf geht.

Hattori:

Stimmt. (lacht)

Iwata:

Zum Abschluss möchte ich Sie etwas fragen, Mr. Tamura. Was haben Sie als Profi der Modebranche gedacht, als Sie dieses Spiel gesehen haben?

Tamura:

Mir ist etwas aufgefallen, während ich heute zugehört habe: Wenn man das Spiel schon ab der Grundschule spielt, wird man die Kenntnisse sammeln, die zur Führung eines Geschäfts erforderlich sind. In einem Vorstellungsgespräch könnte man guten Gewissens behaupten, dass man jede Menge Verkaufserfahrung hat, und hätte den Job schon in der Tasche. (lacht)

Iwata Asks
Alle:

(lachen)

Tamura:

Und der nächste Schritt ist dann „Style Boutique 3“.

Yamagami:

Was? Sie planen schon das nächste?! (lacht)

Tamura:

Wir werden es bei unseren Modenschauen in den nächsten zwei Jahren definitiv im Hinterkopf behalten.

Yamagami:

Oh, okay.

Tamura:

Für den dritten Teil werden wir dann vermutlich diverse charismatische und unglaublich erfolgreiche Verkäufer dazuholen, die ihre Erfahrungen einfließen lassen, damit das Spiel als Ausbildungssoftware für Verkäufer genutzt werden kann. Und vielleicht würde es noch unterhaltsamer, wenn man auch noch bekannte Models und Designer, Mädchen, die überhaupt keine Videospiele spielen, und alle möglichen anderen Profis einbinden würde. Aber je mehr Meinungen es gibt, umso schwieriger wird es auch für die Entwickler.

Iwata:

Die würden schreiend aus dem Zimmer rennen! (lacht)

Tamura:

Und über die Kommunikationsfunktionen des Nintendo 3DS-Systems können später neue Kleidungsstücke hinzugefügt werden, oder?

Yamagami:

Technisch ist das möglich, ja.

Tamura:

Wir könnten ganz neue Funktionen aufnehmen, etwa dass man im Spiel in ein Geschäft geht und dort tatsächlich die neuesten Artikel kaufen kann. Oder man geht Partnerschaften mit echten Läden ein, sodass man dort hingehen und im wahren Leben die Kleidungsstücke kaufen kann, die einem im Spiel gefallen haben. Das müsste doch Spaß machen, oder? (lacht)

Iwata:

Dieser Titel hat so viel Potenzial, dass selbst Mr. Tamura, bei dem alles nur darum geht, ob es Spaß macht oder nicht, einen deutlichen Spaßfaktor sieht!

Tamura:

Ja, unbedingt.

Yamagami:

Aber zunächst einmal müssen viele Leute jetzt mit „Nintendo präsentiert: New Style Boutique“ ihren Spaß haben.

Iwata:

Stimmt auch wieder. (lacht) Ich danke Ihnen allen für das heutige Gespräch.

Iwata Asks
Alle:

Es war uns ein Vergnügen!