4. Alles für den Spaß

Iwata:

Miyamoto-san, bisher haben wir über die neuen Spielmöglichkeiten des DSi gesprochen, aber jemand könnte jetzt sagen, dass Kameras und Musik-Funktionen in den heutigen Handys Standard sind. Was würden Sie dazu sagen?

Miyamoto:

Tja, diese Gedanken kommen in der Planungsphase immer auf. So war es auch bei "Wii Fit" und sogar noch intensiver, als wir den Nintendo DS herausgebracht haben.

Iwata:

Das stimmt. Wenn man etwas Neues ausprobieren will, kommen immer Einwände auf. Es gibt wegen bereits vorhandener Produkte Vorurteile gegen Kameras und Musik-Funktionen. Wenn man dann etwas Neues erklären möchte, kann es fast unmöglich sein, nur mit Worten den Unterschied zu vorherigen Produkten zu vermitteln.

Miyamoto:

Manche sagen vielleicht, dass Handys ausreichen. Da kann ich nur antworten: "Nein, sehen Sie sich das fertige Produkt an. Das ist etwas völlig anderes." Wir möchten ein Produkt herstellen, mit dem man spielen kann, das Spaß macht, und dafür tun wir alles.

Ich meine nicht nur Kameras und Musik als "Features". Wir fragen uns selber - entwickeln wir ein Produkt, das wirklich allen Ansprüchen genügt? Würde man sich im Zug wirklich damit beschäftigen wollen? Ist es unkompliziert genug für jeden? Diesen Fragen widmen wir uns voll und ganz. Wenn z.B. entschieden werden soll, wie viele Symbole wir im Menü unterbringen wollen, dann fragen wir uns: "Wie ist es am einfachsten für die Benutzer?" An solchen Fragen knobeln wir. Aber am schnellsten merkt man, wie viel Gedanken wir uns über solche Sachen machen - vor allem in Bezug auf Benutzerfreundlichkeit, Funktionalität und Einfachheit - wenn man das Gerät in die Hand nimmt und benutzt.

Iwata Asks
Iwata:

Das stimmt. Nintendo will nicht in direkte Konkurrenz zu vorhandenen Produkten treten, aber die Massenmedien haben die Tendenz, alles als Rivalität zwischen gegnerischen Firmen darzustellen. Anscheinend haben manche Leute den Eindruck, dass wir Handys oder dem iPod Konkurrenz machen wollen; dass es nicht zu uns passt, Kameras oder Musik-Funktionen in unsere Geräte einzubauen. Ich hoffe, dass diejenigen, die so einen Eindruck haben, sich auch dafür interessieren, was Nintendo für ein Produkt entwickeln kann, wenn das Ziel ist, so viele Leute wie möglich damit zu erfreuen. Ich hoffe, dass diese Leute sich selber mal einen DS zulegen.

Jetzt zum Schluss möchte ich Sie alle noch bitten, ein paar Worte dazu zu sagen, was den Nintendo DSi Ihrer Meinung nach von anderen elektronischen Geräten auf dem Markt unterscheidet. Fangen wir mit Ihnen an, Akifusa-san.

Akifusa:

Okay. Ich möchte nur nochmal sagen, dass DSi Sound mehr ist, als nur ein Musik-Player - man kann damit mit Musik und Klängen spielen. Wir haben den Musik-Player - eines der Hauptfeatures des DSi - wirklich vereinfacht, damit er sich unkompliziert und direkt nutzen lässt.

Wenn man sich z.B. ein Lied anhört und den Favoriten-Knopf drückt, kann man es einer vorhandenen Songliste hinzufügen. Auf normalen Musik-Playern muss man sich selber für jede Songliste einen Namen einfallen lassen, aber bei DSi Sound sind die Namen der Songlisten schon vorgegeben. Die 'Top 10'-Songliste enthält z.B. nur zehn Lieder.

Das mag sich nach einem extremen Beispiel anhören, aber da jeder DSi die selben Songlisten bietet, kann ich mir vorstellen, dass viele Benutzer - wenn sie ihre Freunde treffen - zueinander sagen: "Hey, was ist in deiner 'Top 10'-Liste?".

Iwata Asks
Iwata:

Da der DSi zwei Bildschirme und Touchscreen-Funktionalität bietet, ist es einfacher als auf dem Computer, Lieder einer Songliste hinzuzufügen. Die Entwicklung von DSi Sound begann ursprünglich mit einer Idee von Miyamoto-san, aber wenn ich jetzt das fertige Produkt sehe, finde ich es auch als Musik-Player noch besser als vorherige Musik-Player.

Der Grund dafür ist, dass der DSi Lautsprecher mit verbesserter Klangqualität und Lautstärke bietet. Natürlich kann man das nicht mit vollwertigen Kopfhörern vergleichen, aber auch wenn man keine Kopfhörer verwendet, kann man zusammen mit der Familie im Wohn- oder Esszimmer bequem Musik hören. Man kann das Gerät im ganzen Haus verwenden, z.B. alleine im Bade- oder im Schlafzimmer, ohne sich Gedanken über ein Kopfhörerkabel machen zu müssen.

Das geht, weil die Lautsprecher ein fester Bestandteil des tragbaren Geräts sind. So ist es jetzt an viel mehr Orten möglich, den Musik-Player zu benutzen.

Soviel dazu...was sagen Sie, Imaizumi-san?

Imaizumi:

Miyamoto-san hat es schon erwähnt, aber ich glaube, dass die Benutzer merken werden, wie sehr sich der DSi von einer gewöhnlichen Digitalkamera unterscheidet, sobald Sie die Konsole selber in der Hand halten. Es ist zwar nur mein persönliches Interesse, aber ich hoffe, dass der Nintendo DSi nach seiner Veröffentlichung einen Einfluss auf zukünftige Digitalkameras hat.

Iwata Asks
Iwata:

Das gefällt mir! (lacht) Matsushima-san, Sie haben hauptsächlich am Menü gearbeitet, deshalb ist es vielleicht nicht einfach für Sie, über die Unterschiede zu gewöhnlichen elektronischen Geräten zu sprechen. Gibt es einen anderen Aspekt am Nintendo DSi, den Sie gerne ansprechen möchten?

Matsushima:

Ja. Die DSi Kamera und DSi Sound sind verschieden, da es sich ja um Foto-, bzw. Musik-Funktionen handelt, aber sie haben gemeinsam, dass man anderen Leuten gerne zeigen oder vorspielen möchte, was man damit gemacht hat. Das erweitert den Spielraum. Selbst ohne komplizierte Anleitungen kann man sich auf Anhieb die ganzen Möglichkeiten vorstellen. So ermöglicht der Nintendo DSi einzigartige Spielvarianten.

Iwata Asks
Iwata:

Okay. Kuroume-san?

Kuroume:

Beim ursprünglichen Nintendo DS wurde PictoChat integriert, um die Attraktivität der Konsole zu erhöhen.

Iwata:

Das war unser erster Versuch, diese Art von Software direkt in der Konsole zu integrieren, es gab also viele Diskussionen.

Kuroume:

Richtig. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, haben wir PictoChat als Hilfsmittel für den DS entwickelt, aber wir haben es eigentlich den Benutzern überlassen, wie sie damit spielen. Das ist etwas anders, als den Benutzern von vornherein bestimmte Spielmöglichkeiten vorzugeben. Beim DSi haben wir bewusst viele konkrete Spielelemente umgesetzt. Daher ist diese Konsole sehr hochwertig.

Iwata Asks
Iwata:

Das finde ich auch.

Matsushima:

Oh, Entschuldigung, ich habe noch etwas vergessen. PictoChat wurde für den DSi weiterentwickelt. Man kann jetzt Farben verwenden. Selbst wenn Sie mit jemand kommunizieren, der den Original-DS oder DS Lite verwendet, kommen Ihre Nachrichten in Farbe an.

Iwata:

Danke, dass Sie das erwähnen. (lacht) Jetzt bin ich an der Reihe.

Die Hersteller von Digitalkameras versuchen die ganze Zeit, die Auflösung und Zoom-Vergrößerung noch zu erhöhen. Das hat zu Kameras geführt, die schönere Bilder und Objekte aus größerer Entfernung aufnehmen können als vorher. Für Kameras ist das gut, aber es hat noch nie etwas wie den DSi gegeben. Mit 0.3 Megapixeln sind die Spezifikationen der Kamera deutlich reduzierter als heutzutage üblich, aber man kann damit leicht viele Sachen machen, zu denen selbst die fortschrittlichsten Digitalkameras nicht in der Lage sind. Ich glaube, es wurde noch nie irgendwo ein Hilfsmittel angeboten, das für jeden interessant ist, und mit dem man Bilder jederzeit und überall so einfach bearbeiten kann.

Bei Musik-Playern wurde immer Wert auf geringere Größe und größere Kapazität gelegt, aber wenn man DSi Sound in Aktion sieht, das Miyamoto-san und Akifusa-san umgesetzt haben, wird einem klar, dass es anscheinend noch andere interessante Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Wenn man darüber nachdenkt, könnte man sagen, dass Nintendo die eigenen Errungenschaften im Spiele-Bereich auf einen anderen Bereich angewandt hat. Anders gesagt, es ist typisch für Nintendo, dass wir Entwicklungsmöglichkeiten beleuchten, die andere übersehen haben und sie den Benutzern auf eine Art präsentieren, die überraschend und unterhaltsam ist. Ich glaube, beim DSi haben wir diese Eigenschaft von Nintendo voll dargestellt.

Miyamoto-san, möchten Sie noch etwas hinzufügen?

Iwata Asks
Miyamoto:

Ja. Wenn die Leute so eingestellt sind, wie Sie gerade beschrieben haben, macht die Arbeit Spaß. Es macht nicht viel Freude, in Konkurrenz zu anderen zu arbeiten. Wenn man in Konkurrenz steht, erhält man keine Anerkennung, wenn man seine Rivalen nicht komplett übertrumpft. Aber im Fall des DSi, wenn man also in eine ganz neue Richtung geht, wird das Ergebnis umso besser, je mehr man sich bemüht. Ich glaube, es ist der Job eines Producers, das eigene Team in einen Kreislauf der Innovation und Anerkennung zu führen. Deshalb hatten auch alle Spaß, obwohl die Entwicklung des DSi für alle sehr herausfordernd war.

Iwata Asks
Akifusa:

Ähm, ja...das stimmt!

Imaizumi:

Es...es hat wirklich Spaß gemacht!

Alle:

(lachen)

Iwata:

Ich danke Ihnen allen.

Miyamoto:

Ja, vielen Dank.