2. Eine Digitalkamera, mit der man spielen kann

Iwata:

Als nächstes möchte ich noch mehr über die offensichtlichste Neuerung beim Nintendo DSi erfahren - und das sind die Kameras. Imaizumi-san, würden Sie sich bitte vorstellen?

Imaizumi:

Ich bin Masahiro Imaizumi aus der 'UI Design'-Gruppe der Softwareentwicklungs- & Design-Abteilung. Im Verlauf der Entwicklung bin ich...irgendwann zum Leiter der Entwicklung der DSi-Kamera-Anwendung geworden.

Iwata:

"Irgendwann"? (lacht) Können Sie dazu noch etwas sagen? Sie dürfen auch sagen, dass ich Sie damit ausgetrickst habe.

Imaizumi:

Das haben Sie wirklich!

Alle:

(lachen)

Iwata:

Erzählen Sie ruhig. (lacht)

Imaizumi:

Okay. Ursprünglich war ich ein Mitglied des 'Console Features Review'-Teams - darüber wurde hier auch schon gesprochen. Ich habe Meinungen gesammelt, sortiert und weitergegeben. In diesen Gesprächen waren sich alle von Anfang an sicher, dass wir Foto-Software hinzufügen sollten.

Iwata Asks
Iwata:

Weil die Konsole ja auch Kameras hat.

Imaizumi:

Genau. Als wir zuerst über die Kamera-Software nachgedacht haben, gab es zwei mögliche Richtungen. Die eine war das eigene Speichern von Bildern als persönliches Fototagebuch oder Fotoalbum. Die andere war die Verwendung der gerade gemachten Fotos in den Spielen. So wäre die Konsole eine Art Digitalkamera, mit der man auch spielen kann.

Iwata:

Welche Richtung hielten Sie für die beste?

Imaizumi:

Ich dachte, wenn es nur meine Entscheidung wäre, würde ich eine Digitalkamera wollen, mit der man spielen kann. Natürlich hielt ich es in meiner damaligen Position nicht für mein Problem, wie dann die Details aussehen würden.

Iwata:

Sie haben die Spezifikationen also mit dem Gedanken festgelegt: "Wenn es nur meine Entscheidung wäre..." - also auf der Grundlage einer Digitalkamera zum Spielen?

Imaizumi:

Ja, so war es.

Iwata:

Das war ja ziemlich prophetisch! (lacht)

Alle:

(lachen)

Iwata:

Kuroume-san, erinnern Sie sich noch daran, als Imaizumi-san zum Leiter ernannt wurde?

Kuroume:

Ja. Er war Leiter von "DS Shigurenden" (nur in Japan erschienen) und danach war er für den Wii-Internetkanal verantwortlich. Da er so gut im Koordinieren von Dingen ist, wurde er schließlich zu der Person, die von allen Leuten die Meinungen über die Kameras aufnahm und sie zu konkreten Spezifikationen zusammenfasste. Er schien einfach der Richtige dafür zu sein, die Leitung zu übernehmen.

Iwata Asks
Iwata:

Wenn jemand schon alle möglichen Entscheidungen trifft, liegt es doch nahe, dass diese Person die Leitung übernimmt, finden Sie nicht? Und so kam das Team im Handumdrehen zusammen und Sie, Imaizumi-san, waren auf einmal der Leiter.

Imaizumi:

Genau. (lacht)

Iwata:

Es gab schon viele Ankündigungen, aber können Sie noch einmal kurz erklären, welche Funktionen die "Digitalkamera zum Spielen" bietet?

Imaizumi:

Natürlich. Insgesamt konnten wir

Video: 11 verschiedene Linsenarten

Als nächstes möchte ich noch mehr über die offensichtlichste Neuerung beim Nintendo DSi erfahren - und das sind die Kameras. Imaizumi-san, würden Sie sich bitte vorstellen?
elf Spielvarianten umsetzen. Sobald man ein Foto macht, kann man mit der Zerrbild- und der Graffiti-Linse experimentieren. Bei der Zerrbild-Linse kann man mit dem Touchpen Objekte verzerren und bei der Graffiti-Linse kann man auf dem Bild schreiben oder Motive aufdrucken. Die Rahmen-Linse bietet ungefähr zehn normale und auch lustige Rahmen, wie z.B. Marios Hut und Schnurrbart. Man kann einen Bildausschnitt bei den aufgenommenen Fotos wählen und auch selber spezielle Rahmen erstellen.

Diesmal hatten wir viele Frauen im Team, deshalb haben wir auch viele niedliche Stempel, Rahmen und andere Verzierungen. Es gibt auch Möglichkeiten die Farben zu bearbeiten, z.B. indem man nur bestimmte Teile eines Schwarz-Weiß-Fotos einfärbt oder die Farbe von rot nach blau verändert.

Iwata:

Es gibt auch eine Gesichtserkennung.

Imaizumi:

Richtig. Die erkennt automatisch Gesichter, was noch mehr Spielmöglichkeiten eröffnet. Wir haben alles Mögliche umgesetzt. Die Morphing-Linse verbindet zwei Gesichter zu einem und die Vergleichs-Linse erkennt, wie ähnlich sich zwei Gesichter sind. Mit der Mimik-Linse kann man den Gesichtsausdruck einer Person verändern und mit der Maskerade-Linse kann man Gesichter mit witzigen Effekten verzieren. Vieles davon werden die Benutzer sofort instinktiv einsetzen können und mit ein wenig Übung kann man noch mehr machen. Das Angebot ist sehr reichhaltig, man kann also schon allein mit der Kamera fast unbegrenzt spielen und Spaß haben.

Iwata Asks
Iwata:

Ich verstehe. Sollen wir jetzt mal Miyamoto-san fragen? Sie hatten ja einige sehr spezielle Ideen über das Spielen mit den Kameras, nicht wahr?

Miyamoto:

Ja. Hauptsächlich wollte ich kreative Werkzeuge und Grafikbearbeitung umsetzen. Ich finde es bei einer tragbaren Konsole gut, wenn es Elemente gibt, die die Benutzer dazu auffordern, danach zu greifen und zu experimentieren, wenn sie etwas Zeit haben.

Ich habe immer gesagt, dass es eine Zeit lang so war, dass SMS schreiben mit dem Handy Videospiele als die einfachste Art abgelöst hat, sich die Zeit zu vertreiben. In dieser Zeit war es für junge Leute reizvoller, die Zeit im Zug mit SMS schreiben zu verbringen als mit Videospielen.

Um ein ungewöhnliches Beispiel zu nennen: Wenn die Handy-Firmen den Benutzern bestimmte Buchstabenzahlen vorgegeben und eine Rangliste erstellt hätten, wer am schnellsten schreiben kann, hätten die Leute so einen SMS-Geschwindigkeitswettbewerb unterhaltsamer gefunden als ein Kampfspiel.

So habe ich das gesehen, aber jetzt haben wir den Nintendo DSi. Ich möchte, dass alle ihren DSi immer dabei haben. Ich dachte, es wäre toll, wenn die Leute im Zug - oder wo auch immer - ihre Zeit damit verbringen würden, die Fotos zu bearbeiten, die sie mit ihrem DSi aufgenommen haben, z.B. indem sie Fotos kombinieren, Text hinzufügen und sie an Freunde schicken.

Iwata Asks
Iwata:

Jetzt erinnere ich mich! (lacht) Als sie Ihre Idee gehört haben, dachten alle, dass wir den DSi mit einem universellen Bildbearbeitungsprogramm wie auf einem Computer ausstatten sollten, und alle haben sich gefragt, ob wir so etwas in nur einem Jahr umsetzen können würden!

Miyamoto:

Als ich den Vorschlag gemacht habe, haben alle aus irgendeinem Grund gedacht, dass ich mir eine hochleistungsfähige digitale Grafik-Anwendung vorstelle.

Iwata:

Tja, Sie waren einfach so begeistert, da kam das bei mir auch so rüber! (lacht)

Miyamoto:

Ich wollte nur sagen, dass ich mir eine Möglichkeit wünsche, die eigenen Fotos zu zerschneiden, zu bearbeiten und zu verbinden. Natürlich sind mehr Möglichkeiten immer besser, aber das war das mindeste, was ich mir gewünscht habe. Auf dieser Basis war ich bereit, mit den Entwicklern zu verhandeln. (lacht)

Iwata:

(lacht)

Miyamoto:

Als wir entscheiden mussten, ob wir verschiedene Schriftsätze anbieten würden, wollte ich gerne einfache Schriftsätze, aber die Entwickler meinten, den Benutzern würde es reichen, mit der Hand zu schreiben. Als wir die Ideen besprochen haben, kam langsam alles zusammen, aber weil wir Kameras und ein Bearbeitungsprogramm haben würden, fand ich nicht, dass wir auf die Möglichkeit verzichten konnten, grafische Elemente über die Fotos legen zu können. Darauf habe ich bestanden.

Iwata:

Sie haben immer gesagt, wenn der DSi schon einen Touchpen, einen Bildschirm von entsprechender Größe und sogar Kameras haben würde, dann müssten wir das auch gut nutzen, indem wir vielseitige Möglichkeiten zur Foto-Bearbeitung anbieten. Ich habe mir überlegt, wie ich Sie davon abbringen kann. Aber als ich Ihnen zugehört habe, wurde mir klar, dass Sie eigentlich nur die Möglichkeit wollten, Fotos zurechtzuschneiden und mit anderen Fotos zu kombinieren.

Miyamoto:

Genau! (lacht)

Iwata:

Als das klar war, haben alle gedacht, dass es möglich wäre und haben die Entwicklung der Konsole bis zur heutigen Form vorangetrieben. Wenn man Fotos tatsächlich

Video: Zwei Bilder kombinieren

Als nächstes möchte ich noch mehr über die offensichtlichste Neuerung beim Nintendo DSi erfahren - und das sind die Kameras. Imaizumi-san, würden Sie sich bitte vorstellen?
zurechtschneiden und mit anderen Fotos kombinieren können würde - so wie Miyamoto-san es gewollt hat - dann würde das bedeuten, dass die Benutzer auf einfache Art Bildkompositionen mit spannenden Ergebnissen erstellen könnten. Und so haben alle Mitglieder der Abteilung angefangen mit Fotos zu spielen ( 1 , 2 , 3 , 4 , 5 , 6 , 7 ).

Kuroume:

Tja, wir mussten die Spezifikationen festlegen, daher haben wir viele Fotos aufgenommen und damit experimentiert. Da waren ein paar richtig tolle dabei! (lacht)

Imaizumi:

Die würde ich gerne veröffentlichen! (lacht)

Miyamoto:

Das ist ein kreatives Spielzeug für Leute, die nicht zeichnen können.

Iwata:

So ist es wohl. Ich kann selber nicht zeichnen und habe das Gefühl, dass wir ein tolles Werkzeug entwickelt haben, mit dem man auch spielen kann.

Iwata Asks
Imaizumi:

Ich sollte auch erwähnen, dass man die Bilder, die man aufgenommen oder bearbeitet hat, über drahtlose Datenübertragung zwischen zwei DSi austauschen kann. Und natürlich kann man sie auf einer eigenen SD Card abspeichern und mitnehmen, oder sie über den Wii-Fotokanal auf dem Fernseher ansehen.

Iwata:

Das kann alleine Spaß machen, aber es ist auch eine tolle Möglichkeit für Interaktionen.

Imaizumi:

Stimmt. Einfach ausgedrückt: es ist ein tolles Party-Zubehör.

Iwata:

Ha ha ha! Verstehen Sie das nicht falsch, aber es war etwas merkwürdig, wie viel Spaß Sie bei der Arbeit hatten.

Imaizumi:

Das kann ich mir vorstellen. Es gab viele schwierige Herausforderungen, aber ich musste manchmal einfach lachen. (lacht)

Kuroume:

Ich habe alle lachen gehört, die an der Kamera-Software gearbeitet haben. Sie haben gegenseitig Fotos voneinander gemacht und sind dafür aufgestanden, haben ihre Köpfe über die Trennwände gesteckt und haben Lärm gemacht. Manchmal bin ich sogar sauer geworden.

Iwata:

Hat es Sie genervt, Matsushima-san?

Matsushima:

Nein, ich fand es lustig.

Alle:

(lachen)

Iwata:

Auf jeden Fall sind so die Funktionen für das Spielen mit den Kameras entstanden. Am Ende haben doch noch alle verstanden, was der Nintendo DSi für ein Produkt werden würde - sein Design, seine Funktionen, seine Features. Aber dann hat Miyamoto-san darauf hingewiesen, dass noch etwas fehlt.

Miyamoto:

Hab ich das? Ach ja...richtig...